Beatmung über den After als neue Behandlungsmethode bei Corona?

Ein Patient liegt in einem Bett im Krankenhaus, und um ihn herum sind viele Personen vom medizinischen Personal zu sehen.
Patient in einem Krankenhausbett
[Fotograf: Klaus Franke, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de, Kolorierung: Robert Züblin]
Robert Züblin | 16.05.2021 | 10:00 Uhr

Forscher haben bei Tierversuchen herausgefunden, dass ausreichend Sauerstoff über die Darmwand zugefügt werden kann, um die Behandlung von Atemversagen bei Lungenerkrankungen zu verbessern.

Alternative Beatmung mit Sauerstoff

Angesichts der Corona-Pandemie und der damit zusammenhängenden Verknappung von künstlichen Lungen und Beatmungsplätzen auf der Intensivstation haben Forscher nach Alternativen zur Beatmung über die Lunge gesucht, etwa zur Behandlung in Fällen von Atemversagen bei Lungenerkrankungen im Rahmen von COVID-19.

„Der Enddarm hat ein Netz aus feinen Blutgefäßen direkt unter der Oberfläche seiner Auskleidung, was bedeutet, dass Medikamente, die durch den Anus verabreicht werden, leicht in den Blutkreislauf aufgenommen werden“, sagt Ryo Okabe, einer der Studienautoren. „Deshalb haben wir uns gefragt, ob auch Sauerstoff auf die gleiche Weise in den Blutkreislauf gelangen kann. Anhand von experimentellen Modellen des Atemversagens bei Mäusen, Schweinen und Ratten haben wir zwei Methoden ausprobiert: die Zufuhr von Sauerstoff in Gasform in den Enddarm und die Infusion einer sauerstoffreichen Flüssigkeit über denselben Weg.“

Inspiriert waren die Forscher etwa von der Schmerle, einem Fisch, der über die Fähigkeit zur Darmatmung verfügt.

 
 

Sauerstoffhaltiges Perfluordecalin

Die Forscher kommen bei ihrer Untersuchung der Darmatmung im Nagetier- und Schweinemodell zum Ergebnis, dass die intra-rektale Verabreichung von Sauerstoff über eine Flüssigkeit sehr gut verträglich ist und die Behandlung von Atemversagen verbessern kann. Bei der Flüssigkeit handelt es sich um sauerstoffhaltiges Perfluordecalin (PFD).

Zwar wurde auch die intra-rektale Verabreichung von Sauerstoff in Gasform im Tierversuch erfolgreich getestet. Allerdings sei bei dieser Methode eine vorherige Entzündung im Rektum durch Reiben provoziert worden, um den Blutfluss zu erhöhen, was bei der Behandlung von menschlichen Patienten nicht zumutbar wäre. Insofern ist die Darmbeatmung durch Sauerstoff in Gasform keine in Frage kommende Alternative zur Lungenbeatmung.

Die Darmatmungs-Studie wurde in der Fachzeitschrift „Med“ veröffentlicht.

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