Toilettenpapier-Chemikalie und ewige Chemikalien in Walen gefunden

Eine Aurora, auch Nordlicht oder Polarlicht genannt, wie man es aus dem Weltall sieht.
Das Polarlicht über Kanada aus dem Weltall
[Foto: NASA]
Robert Züblin | 16.01.2023 | 15:15 Uhr

In Schwertwalen, auch Killerwale oder Orcas genannt, aus dem Nordostpazifik wurde im Rahmen einer Studie vor allem die in Toilettenpapier vorkommende Chemikalie 4-Nonylphenol (4NP) gefunden, aber insbesondere auch die ewige Chemikalie 7:3-Fluortelomercarbonsäure (7:3 FTCA), die zu den PFAS gehört.

4NP: Contaminant of Emerging Concern

Die Forscher haben sowohl sogenannte Contaminants of Emerging Concern (CECs, Schadstoffe mit zunehmender Besorgnis) als auch langlebige organische Schadstoffe (POP, Persistent Organic Pollutants) bei Schwertwalen aus dem Nordostpazifik quantifiziert. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Environmental Science & Technology“ veröffentlicht.

4-Nonylphenol (4NP), aus der CEC-Gruppe, kam mit 46 Prozent am häufigsten in der Untersuchung vor. 4NP könne laut den Studienautoren das Nervensystem beeinflussen, aber auch kognitive Funktionen könnten beeinträchtigt werden.

„Über das Vorkommen und die gesundheitlichen Auswirkungen von 4NP ist nur sehr wenig bekannt, da es bisher nur bei wenigen Meeressäugern untersucht wurde. Diese Studie ist die erste, die 4NP bei Schwertwalen nachweist“, sagt Kiah Lee, einer der Studienautoren.

Die Verbindung 4NP kommt häufig bei der Zellstoff- und Papierverarbeitung zum Einsatz, aber auch bei der Herstellung von Textilien, Seife und Waschmitteln. In das Meer gelangt der Stoff über Kläranlagen und industrielle Abwässer.

7:3 FTCA – PFAS, die ewigen Chemikalien

Unter den POP fand sich am häufigsten 7:3-Fluortelomercarbonsäure (7:3 FTCA), eine Verbindung, die zu den per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) gehört und damit zu den sogenannten ewigen Chemikalien.

Aktuell gebe es zwar keine Beschränkungen für die Herstellung und Verwendung von 7:3-FTCA. Allerdings würde eine der potenziellen Ausgangschemikalien von 7:3-FTCA auf einer Liste toxischer Stoffe stehen, die als neue POP von der Europäischen Chemikalienagentur im Rahmen des Stockholmer Übereinkommens über POPs anerkannt werden soll, wie es in der Pressemitteilung zur Studie heißt.

„Diese Verbindung wurde in B.C. [British Columbia, Kanada] noch nie gefunden, und sie wurde in Killerwalen gefunden, die zu den obersten Raubtieren gehören. Das bedeutet, dass die Schadstoffe ihren Weg durch das Nahrungssystem finden“, sagt Dr. Juan José Alava, einer der Studienautoren. Er warnt ferner: „Wir sind Säugetiere, wir essen auch pazifischen Lachs, also müssen wir darüber nachdenken, wie sich das auf unsere Gesundheit auswirken könnte, ebenso wie auf andere Meeresfrüchte, die wir verzehren.“

Alle identifizierten Chemikalien wurden von der Mutter auf den Fötus übertragen. Im Falle von 4NP sogar zu 95 Prozent.

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