Zum ersten Mal nachgewiesen: Mikroplastik im Menschen

23.10.2018, 6:33 Uhr
 

Der Mensch isst seinen eigenen Müll – Mikroplastik im menschlichen Stuhl gefunden.

Man mit Mikroskop untersucht Proben.

Laboruntersuchung (Symbolfoto)
[Foto: Peter Heinz Junge, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de]

In einer Studie mit Teilnehmern aus acht verschiedenen Ländern waren alle Stuhlproben der Probanden mit Mikroplastik verseucht. Welche Auswirkungen das auf die menschliche Gesundheit hat, muss noch geklärt werden; insbesondere ob sich das Plastik ins Blut, die Lymphe und die Leber ausbreiten kann, wie man bei Tieren bereits beobachtet hat.

Plastikteilchen, die kleiner als 5 Millimeter groß sind, bezeichnet man als Mikroplastik. Partikel dieser geringen Größe werden zum Teil zu Kosmetikartikeln hinzugefügt. Teilweise entstehen Mikroplastik-Partikel aber auch aus größeren Plastikteilen, wenn diese zerkleinert werden, sich abreiben oder mit der Zeit zersetzen.
 

20 Mikroplastik-Teilchen je 10 g Stuhl

Die Untersuchung wurde vom österreichischen Umweltbundesamt und der Medizinischen Universität Wien im Rahmen einer Pilotstudie durchgeführt. Weitere Studien sollen folgen; in diesen sollen dann auch die Auswirkungen auf den Verdauungstrakt untersucht werden.

Die Studienteilnehmer kamen aus Finnland, Großbritannien, Italien, Japan, den Niederlanden, Österreich, Polen und Russland. Alle Teilnehmer konsumierten während einer Woche Lebensmittel aus Kunststoff-Verpackungen und Getränke aus sogenannten PET-Flaschen. Die meisten Probanden aßen Fisch oder Meeresfrüchte; reine Vegetarier gab es unter den Teilnehmern nicht.

Abschließend wurde eine Stuhlprobe abgegeben, die von Experten des österreichischen Umweltbundesamtes auf zehn der weltweit am häufigsten verbreiteten Kunststoffe hin untersucht wurden. Im Durchschnitt enthielten die Stuhlproben 20 Mikroplastik-Teilchen pro 10 g Stuhl. PP (Polypropylen) und PET (Polyethylenterephthalat) waren die am meisten vertretenen Kunststoffe.

Die Quellen können vielfältig sein

Woher genau das Mikroplastik stammt, das im Stuhl der Probanden gefunden wurde, beantwortet die Studie nicht. Denkbar ist, dass das Mikroplastik beim Verarbeitungsprozess in die Nahrung gelangt ist oder durch die Kunststoffverpackung.

Eine andere Verseuchungs-Quelle ist das Meer. Jährlich werden 400 Millionen Tonnen Plastik auf der Welt produziert. Schätzungsweise zwei bis fünf Prozent dieser Produktionsmenge gelangt ins Meer; entweder bereits als Mikropartikel wie beim Abrieb von Reifen oder durch Zersetzung nach einer gewissen Aufenthaltsdauer im Wasser. Die von Meerestieren verschluckten Plastikteilchen können vom Menschen aufgenommen werden, wenn er diese Tiere isst.

Erst kürzlich wurden Salz-Proben von 39 Marken auf Mikroplastik getestet; bei 90 Prozent der Salze waren Mikroplastik-Partikel enthalten – am schlimmsten war Meersalz mit Plastik verunreinigt.