Studie: MNS reduziert saisonale Coronaviren in Tröpfchen und Aerosolen

Medizinisches Personal mit Mundschutz (Mund-Nasen-Schutz, MNS).
Der Mund-Nasen-Schutz (MNS) wird auch OP-Maske genannt
[Fotograf: Heinz Hirndorf, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de, Kolorierung: Robert Züblin]
Robert Züblin | 04.04.2020 | 13:29 Uhr

Nach einer Untersuchung der Schutzwirkung des chirurgischen Mund-Nasen-Schutzes (MNS) heißt es in der betreffenden Studie, die Ergebnisse würden darauf hindeuten, dass die Übertragung von saisonalen humanen Coronaviren durch einen MNS verhindert werden könnte, der von symptomatischen Personen getragen würde.

Masken reduzierten das Virus

Zu Beginn des Forschungspapiers, das in der Fachzeitschrift „Nature Medicine“ veröffentlicht wurde, erklären die Forscher, dass der chirurgische Mund-Nasen-Schutz (MNS) ursprünglich von Chirurgen getragen wurde, um zu verhindern, dass diese bei einer Operation Keime auf den Patienten übertragen. Daher nennt man den MNS auch OP-Maske. Später sei der MNS auch eingesetzt worden, um das medizinische Personal vor einer Ansteckung durch Patienten zu schützen.

Die Wissenschaftler haben nun untersucht, wie gut chirurgische Masken darin sind, saisonale humane Coronaviren, Influenzaviren und Rhinoviren zurückzuhalten, indem bei Infizierten die Menge des Virus in der ausgeatmeten Luft untersucht wurde.

„Bei 111 Menschen, die entweder mit dem Coronavirus, dem Influenzavirus oder dem Rhinovirus infiziert waren, reduzierten die Masken das nachweisbare Virus in den aus den Atemwegen stammenden Tröpfchen und Aerosolen bei saisonalen Coronaviren und in den Atmungströpfchen bei Influenzaviren“, sagt Dr. Nancy Leung, eine der Studienautorinnen. „Im Gegensatz dazu reduzierten Masken die Freisetzung von Rhinoviren nicht.“

In der Studie wurde aber nicht getestet, ob ein nicht infizierter MNS-Träger selbst vor einer Ansteckung geschützt würde.

 
 

Übertragung auch ohne Husten denkbar

Bei den Personen, die keine Maske getragen hätten, sei bei der Mehrheit kein Coronavirus oder Influenzavirus in Tröpfchen oder Aerosolen nachgewiesen worden. Dies könne laut der Forscher unter anderem vor dem Hintergrund der 30 Minuten langen Ausatmungssammlung bedeuten, dass zur Virus-Übertragung zwischen Menschen ein längerer enger Kontakt nötig sei. Das gelte selbst, wenn man von einer Übertragung durch Aerosole ausgehen würde.

Bei einer kleinen Anzahl von Teilnehmern hätten die Forscher Virus-RNA gefunden, obwohl diese Teilnehmer während der 30 Minuten gar nicht gehustet hätten. Dies würde darauf hindeuten, dass das Virus auch von Personen übertragen werden könnte, die keine deutlichen Anzeichen für eine Erkrankung oder Symptome hätten.

Die Forscher merken an, dass sie die Infektiosität der Coronaviren sowie der Rhinoviren aus den ausgeatmeten Atemzügen nicht überprüft hätten. Zwar hätte man infektiöse Influenzaviren in Aerosolen identifiziert, man hätte aber weder Coronaviren noch Rhinoviren aus den Aerosolproben kultiviert.

Trifft das auch auf SARS-CoV-2 zu?

Da die Studie mit saisonalen humanen Coronaviren durchgeführt wurde, stellt sich die Frage, ob die Ergebnisse auch auf das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 übertragbar sind. Professor Dr. Benjamin Cowling, einer der Studienautoren, sieht hier kein Problem, wenn er sagt:

„Die Fähigkeit chirurgischer Masken, saisonale Coronaviren in aus den Atemwegen stammenden Tröpfchen und Aerosolen zu reduzieren, bedeutet, dass solche Masken zur Verlangsamung der Ausbreitung von (COVID-19) beitragen können, wenn sie von infizierten Menschen getragen werden.“

Zur Frage, ob man den Bürgern das Tragen eines MNS wegen der Coronavirus-Pandemie empfehlen sollte, sagt Professor Dr. Donald K. Milton, ein weiterer Studienautor:

„In normalen Zeiten würden wir sagen, dass wir es nicht empfehlen, wenn es sich nicht als statistisch signifikant oder als wirksam in realen Studien herausstellt“, sagt Milton. „Aber mitten in einer Pandemie sind wir verzweifelt. Die Grundüberlegung ist, dass es einen Versuch wert ist, selbst wenn die Übertragungen nur ein wenig reduziert werden.“

USA empfehlen Stoff-Gesichtsbedeckung

Auf der Website der University of Maryland hieß es am 3. April 2020, dass Milton sich bereits mit US-Gesundheitsbeamten des Bundes und des Weißen Hauses beraten hätte.

Noch am 3. April 2020 hatte die US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) ihre Empfehlung zum Maskentragen geändert. Hatte es bislang geheißen, dass nur Kranke und solche, die Kranke pflegen, eine Mund-Nasen-Schutz-Maske tragen sollten, heißt es seit der Änderung am 3. April 2020 ganz allgemein:

„Bedecken Sie Mund und Nase mit einer Gesichtsbedeckung aus Stoff, wenn Sie in der Nähe anderer Personen sind.“

Weiter heißt es an der überarbeiteten Stelle auf der Webseite der CDC:

  • „Sie könnten COVID-19 an andere weitergeben, auch wenn Sie sich nicht krank fühlen.
  • Jeder sollte eine Gesichtsbedeckung aus Stoff tragen, wenn er in die Öffentlichkeit gehen muss, z.B. im Lebensmittelgeschäft oder um andere Dinge des täglichen Bedarfs zu besorgen.
    • Kleinkindern unter 2 Jahren, Personen, die Atembeschwerden haben oder bewusstlos, behindert oder anderweitig nicht in der Lage sind, die Maske ohne Hilfe abzunehmen, sollten keine Gesichtsbedeckungen aus Stoff aufgesetzt werden.
  • Die Gesichtsbedeckung aus Stoff soll andere Personen schützen, falls Sie infiziert sind.
  • Verwenden Sie KEINE Gesichtsmaske, die für medizinisches Personal bestimmt ist.
  • Halten Sie weiterhin etwa 6 Fuß [circa 1,82 m] Abstand zwischen sich und anderen Personen. Die Gesichtsbedeckung aus Stoff ist kein Ersatz für soziale Distanzierung.“

Allerdings handelt es sich hier nicht um eine Maskenpflicht für alle Bürger. Das Tragen einer Maske ist in den USA nach wie vor freiwillig.

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