Sind besondere Gefahrenzonen treibende Kraft der Corona-Ausbreitung?

Mit optischem Hilfsmittel werden Bakterien in einer Petrischale untersucht.
Hier werden Bakterien-Keime gezählt
[Fotograf: Blunck, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de, Kolorierung: Robert Züblin]
Robert Züblin | 11.10.2020 | 22:29 Uhr

Wissenschaftler haben mit einem neuen mathematischen Modell festgestellt, dass die erfolgreiche Ausbreitung von SARS-CoV-2 von der Übertragung einer hohen Viruslast in besonderen Gefahrenzonen abhängen kann.

Hohe Viruslast entscheidend?

Die Forscher schreiben in dem Artikel, der auf der Medizin-Archiv-Webseite „medRxiv“ veröffentlicht wurde, epidemiologische Daten in Bezug auf die Ausbreitung von SARS-CoV-2 würden darauf hindeuten, dass das neuartige Coronavirus nicht einheitlich innerhalb der Bevölkerung übertragen werde, und zwar sowohl bei Durchführung als auch bei Unterlassen nicht-pharmazeutischer Interventionen. Man könne vielmehr beobachten, dass die Übertragung von SARS-CoV-2 in Umgebungen effektiver zu sein scheine, wo Menschen einer relativ hohen Viruslast ausgesetzt seien. Beispielhaft werden überfüllte Innenräume, Einrichtungen für betreutes Wohnen, Gefängnisse und Lebensmittelverarbeitungsbetriebe genannt.

Der „medRxiv“-Artikel hat noch kein Peer-Review-Verfahren durchlaufen.

Gezielte Interventionen könnten helfen

Die Forscher hätten mit Hilfe eines mathematischen Modelles festgestellt, dass die Übertragung einer hohen Viruslast in besonderen Gefahrenzonen für die erfolgreiche Ausbreitung von SARS-CoV-2 verantwortlich sein könne.

Aus dieser Erkenntnis leiten die Forscher ab, dass gezielte Interventionen, die darauf ausgerichtet wären, die Virusübertragung in den besonderen Gefahrenzonen zu reduzieren, geeignet sein könnten, die Ausbreitung des Coronavirus zu unterdrücken, auch in der Bevölkerung als Ganzes.

Außerdem könnte das neue mathematische Modell erklären, warum an manchen Orten, an denen eine Ausgangssperre verordnet worden sei, die Infektionsraten nicht signifikant gesunken seien, an anderen Orten aber, an denen ebenfalls eine Ausgangssperre verhängt worden sei, ein deutlicher Rückgang der Infektionsraten verzeichnet worden sei. Diese widersprüchlichen epidemiologischen Beobachtungen könnten sich so erklären lassen, dass es an den jeweiligen Orten unterschiedliche Übertragungsraten in den besonderen Gefahrenzonen gegeben habe, und zwar während und nach den Maßnahmen zur sozialen Distanzierung.

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