Meeresspiegelanstieg in 1000 Jahren über 3 m allein wegen Antarktis-Schmelze

Satellitenaufnahme der Antarktis
Blick auf die Antarktis
[Foto: NASA]
Robert Züblin – 12.02.2020, 23:59 Uhr

Wissenschaftler haben sich für eine Prognose des durch den Klimawandel zu erwartenden Meeresspiegelanstieges die letzte Warmzeit angeschaut und schätzen, dass in den ersten 1000 Jahren der Ozeanerwärmung um 2 °C ein Anstieg von über 3 Metern allein durch die Antarktis-Schmelze möglich wäre.

Aus der letzten Warmzeit lernen

Um zu beurteilen, wie sich die Klimaerwärmung und speziell die Erwärmung der Ozeane auf das Eis in der Antarktis auswirkt, haben sich Wissenschaftler die dortige Eisschmelze während der letzten Warmzeit angeschaut. Diese Warmzeit, auch Zwischenkaltzeit oder Interglazial genannt, begann vor etwa 129.000 Jahren und dauerte circa 13.000 Jahre.

In dieser Zeit habe der globale mittlere Meeresspiegel (GMSL) circa 6 bis 9 m über dem heutigen Niveau gelegen, möglicherweise sogar 11 m höher. Allerdings könne dieser hohe Meeresspiegel nicht allein durch das Abschmelzen der Gebirgsgletscher, das circa 1 m Erhöhung ausmache, das Schmelzen vom Grönlandeis, das circa 2 m ausmache und die thermische Ozeanausdehnung erklärt werden.

Vielmehr hätte auch ein erheblicher Mengenverlust des Eises in der Antarktis einen großen Beitrag zum damals so starken Anstieg des Meeresspiegels geleistet, was wiederum durch die Erwärmung des südlichen Ozeans eingeleitet worden sei. Die Forscher gehen davon aus, dass dies zu einem Anstieg des Meeresspiegels um mehrere Meter geführt habe.

Erwärmung um 2 °C: massiver Anstieg

„Das Abschmelzen wurde wahrscheinlich durch eine Erwärmung der Ozeane um weniger als 2 °C verursacht – und das ist etwas, das angesichts des Temperaturanstiegs der Ozeane und des Abschmelzens der Westantarktis, das heute stattfindet, große Auswirkungen auf die Zukunft hat“, sagt Professor Chris Turney, der an der Studie beteiligt war, die in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America“ (PNAS) veröffentlicht wurde.

In ihrem Modell gehen die Wissenschaftler davon aus, dass eine Erwärmung der Ozeantemperaturen um 2 °C dazu führe, dass der Anteil der Eisschmelze in der Antarktis am Anstieg des Meeresspiegels 3,8 m betrage, und zwar in den ersten Tausend Jahren des Klimawandels.

„Diese Studie zeigt, dass wir in einer wärmeren Welt den größten Teil des westantarktischen Eisschildes verlieren würden“, sagt Turney.

Klimawandel