Magersucht-Ursachen besser verstehen dank Neurokreislauf-Studie?

So hat man sich im Jahr 1929 das Gehirn eines Reklamefachmannes vorgestellt.
Vorstellung vom Gehirn eines Reklamefachmannes
[Foto: Georg Pahl, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de]

 

Robert Züblin – 18.08.2019, 10:54 Uhr

Forscher haben einen neuartigen Neurokreislauf im Maushirn entdeckt, der neben Stress und Angst auch den Appetit reguliert – Erkenntnisse, die helfen könnten, eine neue Therapie für die Essstörung Magersucht (Anorexia nervosa) zu entwickeln.

Neurokreislauf und Appetitlosigkeit

Die neuen Erkenntnisse resultieren aus einer Studie mit Mäusen. Die Wissenschaftler haben bei diesen einen Neurokreislauf entdeckt, der zwei Teile des Maushirns miteinander verbindet. Bei diesen beiden Gehirnregionen handelt es sich um den paraventrikulären Hypothalamus und das ventrale laterale Septum. Bei Ersterem handelt es sich um eine ernährungsbezogene Region im Gehirn. Das ventrale laterale Septum ist eine Region, die für Emotionen zuständig ist.

Wird dieser Neurokreislauf aktiviert, wird bei schwacher Stimulation Stress, bei stärkerer Stimulation Angst ausgelöst. Beide Zustände seien mit schwächerer oder stärkerer Hemmung der Nahrungsaufnahme verbunden gewesen. Wurde der Neurokreislauf hingegen gehemmt, sei der Appetit gestiegen.

„Wir haben in einem Mausmodell einen Teil des Gehirns identifiziert, der die Auswirkungen von Emotionen auf das Essen kontrolliert“, sagt Qingchun Tong, einer der Mitautoren der Studie, die in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht wurde.

Magersucht – Anorexia nervosa

Auch beim Menschen hingen die chronischen Essstörungen mit dem emotionalen Zustand zusammen. Die Essstörungen seien mit Veränderungen der Zustände im Bereich Stress und Angst verbunden. Bei übermäßigem Verzehr von Lebensmitteln hingegen zeige sich häufig eine erhöhte Impulsivität und eine positive Bestärkung, fassen die Studienautoren den Forschungsstand zusammen.

Bislang hätte man aber den Zusammenhang von Ernährung und emotionalen Zuständen noch nicht auf der Ebene des Nervensystems verstanden gehabt.

Nun wissen die Forscher – zumindest in Bezug auf Mäuse -, dass ein Neurokreislauf im Gehirn in der Lage ist, Ernährungs-Zustände und emotionale Zustände zeitgleich zu regulieren, beide Bereiche also über ein und denselben Schalter gesteuert werden.

„Die Wissenschaftler glauben, dass ihre Forschung die Bemühungen unterstützen könnte, Behandlungen für eine schwere Essstörung namens Anorexia nervosa zu entwickeln, die die höchste Sterblichkeitsrate aller psychischen Störungen aufweist, so das National Institute of Mental Health“, heißt es auf der Website der University of Texas.

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