Luftverschmutzung: Ultrafeinstaub in Herzzellen gefunden?

Rauchende Schornsteine eines Braunkohlekraftwerkes mit Strommasten.
Braunkohlekraftwerk
[Foto: Engelbert Reineke, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de]

Robert Züblin | 15.07.2020 | 19:09 Uhr

Wissenschaftler haben Nanopartikel, die Ultrafeinstaub im Zusammenhang mit der Luftverschmutzung ähneln, in Mitochondrien von Zellen des menschlichen Herzens gefunden.

Partikel würden über das Blut transportiert

Die gefundenen Nanopartikel in den Mitochondrien von Zellen des menschlichen Herzens seien eisenreich gewesen, wie es in der Studie heißt, die in der Fachzeitschrift „Environmental Research“ veröffentlicht wurde. Selbst bei einem Kleinkind habe man diese Nanopartikel in großer Menge gefunden.

Die eisenreichen Nanopartikel könnten zu einer Fehlfunktion der Mitochondrien im Herzmuskel führen. Bioreaktives Eisen könne zu oxidativem Stress führen, indem es die Bildung reaktiver Sauerstoffspezies bewirke. Oxidativer Stress wird mit Zellschädigung und sogar Zelltod in Verbindung gebracht.

Die gefundenen Partikel in den Mitochondrien hätten eine Größe von ungefähr 5 bis 40 nm Durchmesser und würden Partikeln entsprechen, die durch den Verkehr beziehungsweise die Industrie freigesetzt würden. Man spricht bei diesen Nanopartikeln in der Luft auch von Ultrafeinstaub. Es gebe immer mehr Hinweise, aus denen folge, dass Nanopartikel, die inhaliert worden seien, über die Blutzirkulation in bedeutende Organe gelangen würden.

Herzkrankheiten frühzeitig in Gang gesetzt

Professorin Barbara Maher sagt: „Es ist seit langem bekannt, dass Menschen, die einer hohen Luftverschmutzung durch Feinstaub ausgesetzt sind, vermehrt an Herzkrankheiten leiden und dass diese schwerer verlaufen. Unsere neue Arbeit zeigt, dass eisenreiche Nanopartikel aus der verschmutzten Luft direkt in die Millionen von Mitochondrien in unserem Herzen gelangen können … die Strukturen, die die Energie erzeugen, die unser Herz braucht, um richtig zu pumpen.“

Die Forscher kommen zu dem Ergebnis, dass das Einatmen von verschmutzter Luft, die eisenreiche Partikel enthalte, ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sei.

„Dass wir diese Metallpartikel sogar im Herzen eines Dreijährigen gefunden haben, deutet darauf hin, dass wir die Herzkrankheit von frühester Kindheit an in Gang setzen, aber ihre ganzen klinischen Auswirkungen erst im späteren Leben sehen. Es ist wirklich dringend notwendig, den Ausstoß ultrafeiner Partikel aus unseren Fahrzeugen und durch die Industrie zu reduzieren, bevor wir Herzkrankheiten auch an die nächste Generation weitergeben“, warnt Professorin Maher.

Ultrafeinstaub