Künstliche Intelligenz kann Lungenkrebs besser erkennen als Ärzte

Ein Arzt zeigt auf ein Roentgenbild von der Lunge.
Roentgenbild von der Lunge
[Fotograf: Peter Heinz Junge, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de]

 

Robert Züblin – 21.05.2019, 23:59 Uhr

Wissenschaftler haben mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz ein Modell entwickelt, das Lungenkrebs an Hand von CT-Scans besser diagnostizieren kann als Radiologen.

»KI erkennt subtiles bösartiges Gewebe

Lungenkrebs ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation im Jahr 2018 mit 1,76 Millionen Todesfällen weltweit die häufigste Krebsart gewesen, die zum Krebstod geführt hat.

Wenn sich Radiologen auf die Suche nach Lungenkrebs bei einem Patienten machen, scannen sie seine Lunge mit einem Computertomographen, also einer rotierenden Röntgenröhre. Bei einem solchen Scan würden Hunderte Bilder in 2D erstellt, die von den Ärzten auf Krebs durchforstet würden. Da der Krebs sehr klein sein kann, ist er für das menschliche Auge nur schwer auf diesen Aufnahmen zu erkennen.

Die Forscher von Google haben nun ein Modell entwickelt, das mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) nicht nur eine Vorhersage für das Auftreten von Lungenkarzinomen machen kann, sondern auch bösartiges Gewebe – sogenannte Lungenknoten – auf sehr subtiler Ebene in der Lunge identifizieren kann.

„Das Modell kann auch Informationen aus früheren Scans berücksichtigen, die für die Vorhersage des Lungenkrebsrisikos nützlich sind, da die Wachstumsrate verdächtiger Lungenknoten auf eine Malignität hinweisen kann“, schreibt eine der beteiligten Wissenschaftlerinnen, Shravya Shetty, im Google Blog.

Die Ergebnisse der neuen Google-Forschungen wurden in der Fachzeitschrift „Nature Medicine“ veröffentlicht.

Lungenkrebsvorsorge selten

Das KI-Modell zur Diagnose von Lungenkrebs an Hand von CT-Scans ist gegen sechs Radiologen angetreten. Dabei hätte die Künstliche Intelligenz fünf Prozent mehr Fälle von Lungenkrebs erkannt als die Ärzte. Gleichzeitig hätte die KI über 11 Prozent weniger falsch-positive Diagnosen von Lungenkrebs erstellt, also solche, bei denen die jeweilige Person gar nicht daran erkrankt war.

Shravya Shetty schreibt im Google Blog, dass in den USA nur zwei bis vier Prozent der für eine Lungenkrebs-Vorsorgeuntersuchung infrage kommenden Patienten auch tatsächlich in deren Genuss kämen. Die Unterstützung dieser Untersuchungsform mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz könne die Verbreitung der Lungenkrebsvorsorge weltweit beschleunigen und Patienten damit wertvolle Dienste leisten.

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