Kreuzfahrtschiff-Quarantäne führte laut Studie zu mehr Infektionen

Passagiere verlassen ein Kreuzfahrtschiff.
Passagiere beim Verlassen eines Kreuzfahrtschiffes
[Fotograf: Jürgen Sindermann, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de, Kolorierung: Robert Züblin]
Robert Züblin | 01.03.2020 | 18:53 Uhr

Durch die Quarantäne auf dem Kreuzfahrtschiff Diamond Princess hätten sich wesentlich mehr Menschen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert als dies durch eine sofortige Evakuierung geschehen wäre.

Dank Quarantäne circa 2300 Fälle weniger

Am 3. Februar 2020 war das Kreuzfahrtschiff Diamond Princess in Japan unter Quarantäne gestellt worden. Die Forscher schreiben in ihrer Quarantäne-Studie, dass die Ansteckungsrate zu Beginn des Ausbruches auf dem Kreuzfahrtschiff Diamond Princess vier Mal höher gewesen sei als in der chinesischen Stadt Wuhan, die als Epizentrum der Coronavirus-Epidemie gelte.

„Eine wahrscheinliche Ursache ist, dass die Menschen an Bord eines Schiffes nahe beieinander sind“, sagt Joacim Rocklöv, einer der Autoren der Studie, die in der Fachzeitschrift „Journal of Travel Medicine“ veröffentlicht wurde.

Durch die auf dem Kreuzfahrtschiff getroffenen Gegenmaßnahmen sei die Ansteckungsrate aber erheblich gesenkt worden. Ohne Quarantäne und Isolierung wären laut der Studie 2920 der 3700 Passagiere und Crew-Mitglieder vom 21. Januar bis 19. Februar 2020 infiziert worden, also 79 Prozent der Personen, die sich auf dem Schiff befunden hatten.

Dabei hätten die Forscher einen Ausgangswert bei der Ansteckungsrate in Höhe von 14,8 zu Grunde gelegt. Durch die Isolierung und Quarantäne hätte dieser Wert auf 1,78 reduziert werden können, wodurch es zu circa 2300 Infektionen weniger gekommen sei.

 
 

Bei Evakuierung nur etwa 70 Infektionen

Die Wissenschaftler schreiben im Rahmen der Studie, dass es nach dem Coronavirus-Ausbruch auf der Diamond Princess zunächst zehn Infizierte gegeben habe. Bis zum 20. Februar 2020 seien dann 619 Passagiere und Besatzungsmitglieder infiziert gewesen, also 17 Prozent.

„Wäre das Schiff bei der Ankunft in Yokohama sofort evakuiert worden, und hätte man sich um die Passagiere, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden, und um potentielle andere in der Risikozone gekümmert, hätte das Szenario ganz anders ausgesehen. Unsere Berechnungen zeigen, dass nur etwa 70 Passagiere infiziert worden wären. Eine Zahl, die weit hinter den über 600 Passagieren zurückbleibt, die die Quarantäne zur Folge hatte. Die Vorsichtsmaßnahme, das gesamte Schiff unter Quarantäne zu stellen, war verständlich, aber aufgrund des hohen Übertragungsrisikos auf dem Schiff ist die Entscheidung jetzt fragwürdig“, sagt Rocklöv.

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