Robert Züblin – 11.11.2019, 23:59 Uhr |
Nach dem sogenannten „G20 Brown to Green Report 2019“ reichen die Bemühungen in Deutschland nicht aus, um das Klimaziel von Paris zu erreichen, wonach es zu maximal 1,5 Grad Celsius globaler Erwärmung kommen soll – auch die G20-Staaten insgesamt würden das 1,5-Grad-Ziel verfehlen.
Übereinkommen von Paris in Gefahr
Der neue Klimaschutzbericht „G20 Brown to Green Report 2019“ kommt zu dem Schluss, dass die G20-Staaten insgesamt betrachtet das Klimaschutzziel nicht erreichen werden, das sich die Länder auf der UN-Klimakonferenz in Paris im Jahr 2015 gesetzt hatten.
Die 197 Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) hatten im Jahr 2015 im Rahmen des sogenannten Übereinkommens von Paris beschlossen, dass man Anstrengungen unternehmen würde, damit der globale Temperaturanstieg nicht höher als 1,5 °C oberhalb des vorindustriellen Niveaus ausfällt.
In einigen der 20 größten Volkswirtschaften der Welt (G20) stiegen die CO2-Emissionen sogar noch. Keiner der G20-Staaten habe Pläne, die ausreichen würden, um das Ziel zu erreichen, die Klimaerwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen.
Damit das 1,5-Grad-Ziel noch erreicht werden könnte, müssten die G20-Staaten ihre Emissionsziele für 2030 ab 2020 erhöhen. Sie müssten die Senkung des Ausstoßes von Treibhausgasen, die nötigen Anpassungen und Finanzierungen erheblich ausweiten.
Viele der gegenwärtigen Klimaziele für 2030, die sich die Staaten jeweils selbst gesetzt haben, seien zu schwach, um die Pariser Ziele zu erreichen. Zumindest würde aber etwa die Hälfte der G20-Länder ihre national festgelegten Beiträge (Nationally Determined Contributions, NDC) erreichen; teilweise sogar übertreffen.
Statt Zielerreichung steigende Emissionen
Die wichtigsten Ergebnisse des neuen Klimaschutzberichtes in Bezug auf die G20-Staaten sind die Folgenden:
- Anstieg der Treibhausgas-Emissionen: Zur Deckung des Energiebedarfs sei der CO2-Austoß im Jahr 2018 um 1,8 Prozent gestiegen. Dies hätte an dem hohen Wirtschaftswachstum gelegen und der steigenden Energieversorgung mit Hilfe von fossilen Brennstoffen.
- Energieversorgung nicht sauberer: Obwohl die erneuerbaren Energien im Jahr 2018 um über 5 Prozent zugenommen hätten, würden die fossilen Brennstoffe am Energiemix einen Anteil von 82 Prozent haben. Dieser Anteil müsste bis zum Jahr 2030 mindestens auf 67 Prozent fallen und bis 2050 auf 33 Prozent, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen.
- Anstieg der Emissionen im Stromsektor: Bei der Stromerzeugung seien die Emissionen um 1,6 Prozent angestiegen. Zwar läge der Anteil der erneuerbaren Energien hier bei 25,5 Prozent. Dies würde aber nicht ausreichen, um das Wachstum im fossilen Bereich auszugleichen. Alle G20-Staaten müssten bis 2050 den Anteil von Kohle zur Stromerzeugung auf null senken, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen.
- Anstieg der Verkehrsemissionen: Beim Verkehr seien die Emissionen um 1,2 Prozent gestiegen. Zu den wichtigsten Maßnahmen zur Erreichung des Pariser Klimazieles zähle das Verbot von Neu-Fahrzeugen, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden, und zwar bis spätestens 2035. Der Güterverkehr dürfte ab 2050 keine Emissionen mehr erzeugen.
- Stärkster Anstieg bei Gebäuden: Im Gebäudesektor sei im Jahr 2018 mit 4,1 Prozent der stärkste Anstieg von Emissionen zu verzeichnen gewesen. Bis zum Jahr 2020 müsste es sich bei allen neuen Gebäuden in den OECD-Ländern und bis 2025 in allen Nicht-OECD-Ländern um sogenannte Nullenergiehäuser handeln, also solche, die ihre verbrauchte Energie über das Jahr betrachtet selbst erzeugen. Nur so könne man die Erderwärmung unter 1,5 °C halten.
- Subventionen für fossile Brennstoffe teilweise sogar gestiegen: Wenn nur ein Bruchteil der 127 Milliarden US-Dollar, die im Jahr 2017 für fossile Brennstoffe ausgegeben wurden, für erneuerbare Energien ausgeben würde, könnten die Emissionen erheblich reduziert werden.
„Die CO2-Emissionen steigen in allen Sektoren insgesamt, aber wir sehen einige Vorreiter, von denen andere lernen können, wie Chinas Politik zur Förderung von Elektrofahrzeugen und öffentlichen Verkehrsmitteln“, sagt Lena Donat, eine der Autoren des Berichtes.
»Deutschlands Klimaziele für 2020 aufgegeben
Eigentlich wollte die Bundesrepublik Deutschland ihre Treibhausgasemissionen im Vergleich zum Jahr 1990 bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent senken. Der „Brown to Green“-Bericht kritisiert, dass Deutschland dieses Ziel aufgegeben habe.
Aber auch die aktuellen Klimaziele von Deutschland, die bis zum Jahr 2030 eine Emissions-Reduzierung um 55 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 und einen Kohleausstieg bis 2035 (spätestens 2038) vorsehen, würden für das Einhalten der 1,5-Grad-Grenze nicht ausreichen. Dass Deutschland noch schärfere Klimaschutz-Maßnahmen ergreifen müsste, läge daran, dass es sich um ein industrialisiertes Land handeln würde.