»Emotionserkennung basiert auf falschen Annahmen

Gesichtserkennung in der Menschenmenge
Emotionserkennung im Rahmen der Gesichtserkennung möglich?
[Foto: Bernd Settnik, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de, Montage: Robert Züblin]

 

Robert Züblin – 18.07.2019, 23:59 Uhr

In einem Bericht warnen Wissenschaftler davor, anzunehmen, dass ein bestimmter Gesichtsausdruck beim Menschen ein eindeutiger Indikator für ein bestimmtes Gefühl ist.

Lächeln als Ausdruck der Unterwerfung

Die Wissenschaftler stellen fest, dass im Allgemeinen die Annahme vorherrsche, der emotionale Zustand einer Person könne aus einzigartigen Bewegungen in deren Gesicht abgeleitet werden. Diese Gesichtsbewegungen werden auch emotionale Ausdrücke oder Mimik genannt.

Die Forscher konzentrierten sich beim Hinterfragen der allgemeinen Annahme auf die sechs beliebtesten Emotionen: Angst, Ekel, Glück, Traurigkeit, Überraschung und Wut. In ihrem Bericht kommen sie zu dem Schluss, dass einzelne Gesichtsbewegungen ein ungenauer Maßstab sind, um sie bestimmten Emotionen zuzuordnen. Ein Lächeln könne zum Beispiel auch eine Unterwerfung zum Ausdruck bringen anstatt ein Glücklichsein.

„Es ist nicht möglich, Glück aus einem Lächeln, Wut aus einem finsteren Blick oder Traurigkeit aus einem Stirnrunzeln zuverlässig abzuleiten, so wie es die aktuelle Technik bei der Anwendung dessen zu tun versucht, was fälschlicherweise als wissenschaftliche Fakten angesehen wird“, heißt es in dem Forschungsbericht, der in der Fachzeitschrift „Psychological Science in the Public Interest“ veröffentlicht wurde.

Nicht immer sind Emotionen im Spiel

Das Problem an der unzulänglichen Einordnung von Gesichtsausdrücken ist, dass diese zu fehlerhaften Entscheidungen im gesamten Gesellschaftssystem führen kann. So hätte die Interpretation der Mimik Einfluss auf Gerichtsurteile oder etwa die Diagnose und Behandlung von psychiatrischen Erkrankungen. Aber auch kommerzielle Anwendungen setzen mittlerweile auf Emotionserkennung.

„Doch wie Menschen Wut, Ekel, Angst, Glück, Traurigkeit und Überraschung kommunizieren, variiert stark zwischen den Kulturen, Situationen und sogar zwischen Menschen in einer bestimmten Situation“, schreiben die Forscher.

Es gebe auch Gesichtsbewegungen, die gar keinen emotionalen Zustand ausdrückten. Gesichtsbewegungen könnten zahlreiche Informationen mitteilen, sowohl emotionale als auch nicht-emotionale.

Die Wissenschaftler machen durch ihre Untersuchung auf den dringenden Forschungsbedarf aufmerksam, der im Bereich der Emotionserkennung nötig ist, um festzustellen, wie der Mensch über das Gesicht Emotionen oder andere soziale Informationen preisgibt.

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