E-Zigaretten ohne Nikotin beeinflussen Entzündungen in der Lunge

Ein Arzt zeigt auf ein Roentgenbild von der Lunge.
Roentgenbild von der Lunge
[Fotograf: Peter Heinz Junge, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de]

 

Robert Züblin – 17.10.2019, 17:05 Uhr

Wissenschaftler haben nach eigenen Angaben zum ersten Mal nachgewiesen, dass das Rauchen von E-Zigaretten ohne Nikotin und ohne Aromen mit Entzündungen in der menschlichen Lunge im Zusammenhang steht.

»Folgen durch Bestandteile unbekannt

Die Forscher haben im Rahmen einer Studie untersucht, welche Auswirkungen das Dampfen von E-Zigaretten ohne Nikotin und ohne Aromen auf die menschliche Lunge hat. Der in den E-Zigaretten – oder besser gesagt dem Verdampfer – verwendete Liquid, also die zu verdampfende Flüssigkeit, bestand zu 50 Prozent aus Propylenglykol und zu 50 Prozent aus pflanzlichem Glycerin.

„Die mögliche Toxizität von E-Zigaretten ist jedoch nicht genau bekannt. Bestandteile von E-Liquids, darunter Propylenglykol (PG) und pflanzliches Glycerin (VG) als Lösungsmittelträger für Aromen und Nikotin in E-Flüssigkeiten, werden von der Food and Drug Administration (FDA) bei der Verwendung in Lebensmitteln und Kosmetika ‚allgemein als sicher‘ angesehen. Es ist nicht bekannt, welche Auswirkungen sie haben, wenn sie erhitzt und mit Hilfe von E-Zigaretten inhaliert werden“, heißt es in der Studie, die in der Fachzeitschrift „Cancer Prevention Research“ veröffentlicht wurde.

Entzündungen durch E-Zigaretten?

Schon nach vierwöchigem E-Zigaretten-Gebrauch sei ein Zusammenhang zwischen E-Zigaretten-Konsum und Entzündungen in der Lunge bei dem Teil der Versuchsteilnehmer festgestellt worden, die während der Testphase E-Zigaretten geraucht haben. Diese Probanden haben nur E-Zigaretten ohne Nikotin und ohne Aromen konsumiert. Voraussetzung für die Teilnahme an der Studie war zum einen, dass man weniger als 100 Zigaretten in seinem Leben geraucht hat. Zum anderen durfte man im vergangenen Jahr weder eine E-Zigarette noch eine Zigarette geraucht haben.

„Durch die randomisierte klinische Studie mit gesunden Nichtrauchern über einen Monat hinweg fanden wir heraus, dass ein Anstieg des Propylenglykols im Urin, einem Marker für den Konsum von Inhalations-E-Zigaretten, signifikant mit einer erhöhten Entzündungsreaktion in der Lunge korrelierte“, sagt Min-Ae Song, eine der Studienautorinnen. „Zukünftige Studien könnten von längerer Dauer sein, eine Bewertung der Aromen, der Wirkung durch unterschiedliche Anteile von Propylenglykol und pflanzlichem Glycerin sowie die Untersuchung der Randomisierung von Rauchern gegenüber E-Zigaretten beinhalten.“

Zwar sei der festgestellte Zusammenhang zwischen E-Zigaretten-Konsum und Entzündungen in der Lunge nur gering. Allerdings wird auf der Website der Ohio State University die Kurzfristigkeit hervorgehoben, mit der dieser Entzündungs-Zusammenhang aufgetreten sei. Außerdem wird darauf hingewiesen, dass Entzündungen, die durch das Tabakrauchen verursacht würden, ein bedeutender Treiber für Krankheiten wie Lungenkrebs seien.

„Die Schlussfolgerung aus dieser Studie ist, dass ein längerfristiger Gebrauch, ein erhöhter täglicher Gebrauch und der Zusatz von Aromen und Nikotin zusätzliche Entzündungen fördern könnten“, sagt Peter Shields, einer der Studienautoren. „In der Öffentlichkeit ist die allgemeine Wahrnehmung, dass E-Zigaretten ’sicherer‘ sind als Zigaretten. Tatsächlich ist es so, dass sich die Industrie so schnell – und mit minimaler Regulierung – verändert, dass die Nutzung die Entwicklung unseres wissenschaftlichen Verständnisses übertrifft. Sie wird zu einer Krise im Bereich der öffentlichen Gesundheit, die wir alle mit einem Blickwinkel auf die allgemeine Lungengesundheit, das Krebsrisiko und die Sucht sehr ernst nehmen sollten. E-Zigaretten sind vielleicht sicherer als das Rauchen von Zigaretten, aber das ist nicht dasselbe wie Sicherheit, und wir müssen wissen, wie unsicher sie sind.“

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