Dreimal mehr Todesfälle wegen Corona weltweit

Ein Friedhof mit vielen Gräbern, auf dem eine Frau an einem Kreuz trauert.
Trauernde auf einem Friedhof
[Fotograf: unbekannt, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de, Kolorierung: Robert Züblin]
Robert Züblin | 14.03.2022 | 20:02 Uhr

Eine Gruppe von Forschern hat anhand der Zahlen zur Übersterblichkeit errechnet, dass die Zahl der Todesfälle wegen Corona weltweit dreimal so hoch ist, wie registriert: also statt circa 6 Millionen soll es circa 18 Millionen Coronatote seit dem Beginn des Corona-Ausbruches geben.

Weltweite Übersterblichkeit variiert stark

Die Wissenschaftler haben sich die Sterberaten auf der ganzen Welt angeschaut und dabei festgestellt, dass die tatsächlichen Sterberaten teilweise weit über den erwarteten Sterberaten lagen, was auch als Übersterblichkeit bezeichnet wird, wobei die Abweichungen zwischen Ländern und innerhalb von Regionen stark variieren.

Die weltweite Übersterblichkeitsrate wird auf 120 Todesfälle pro 100 000 Einwohner geschätzt. In den Andenländern Lateinamerikas liegt diese Rate aber bei 512 Todesfällen pro 100 000 Einwohner, in Osteuropa bei 345 Todesfällen pro 100 000 Einwohner und in Mitteleuropa bei 316 Todesfällen pro 100 000 Einwohner. Auch im südlichen Afrika südlich der Sahara lag die Rate über dem Durchschnitt, und zwar bei 309 Todesfällen pro 100 000 Einwohner und in Zentrallateinamerika bei 274 Todesfällen pro 100 000 Einwohner.

Aber auch außerhalb dieser Regionen gab es Länder, in denen ähnlich hohe Übersterblichkeitsraten existierten, etwa Armenien, Libanon, Libyen, Tunesien, mehrere italienische Regionen und mehrere Bundesstaaten im Süden der Vereinigten Staaten. Es gab jedoch auch Länder auf der Welt, in denen die tatsächliche Sterblichkeit unterhalb der erwarteten Sterblichkeit lag, darunter Island, Australien und Singapur.

Übersterblichkeit als Maß für Coronatote

Die Forscher haben die Differenz zwischen der Zahl der Todesfälle, die über der geschätzten Sterberate lag, und den registrierten Coronatoten als Maßstab herangezogen, um herauszufinden, wie hoch die Untererfassung in Bezug auf die Todesfälle wegen Corona ist.

Der Grund für die hohe Untererfassung der Coronatoten könne laut der Wissenschaftler darin liegen, dass Corona wegen unzureichender Tests nicht immer diagnostiziert wurde. Auch Probleme im Meldewesen könnten ursächlich für die Untererfassung sein. Ferner nennen die Wissenschaftler als Erklärung für eine höhere Sterblichkeit andere Krankheiten, die daher resultierten, dass es zu Verhaltensänderungen wegen der Pandemie gekommen sei. Auch könne für die höhere Sterblichkeit unter anderem eine eingeschränkte Gesundheitsversorgung verantwortlich sein.

„Das Wissen um die tatsächliche Zahl der Todesopfer der Pandemie ist für eine wirksame Entscheidungsfindung im Bereich der öffentlichen Gesundheit unerlässlich. Studien aus mehreren Ländern, darunter Schweden und den Niederlanden, deuten darauf hin, dass COVID-19 die unmittelbare Ursache für die meisten zusätzlichen Todesfälle war, aber wir haben derzeit nicht genügend Beweise für die meisten Orte. Weitere Untersuchungen werden Aufschluss darüber geben, wie viele Todesfälle direkt durch COVID-19 verursacht wurden und wie viele als indirekte Folge der Pandemie auftraten“, sagt Dr. Haidong Wang, einer der Studienautoren.

Die Übersterblichkeits-Studie wurde in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht.

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