Circa 1,5 Milliarden in 2040er Jahren von Wasser aus Bergen abhängig

Fedacla (Fexbach) durchfließt das Fextal im Oberengadin in der Schweiz.
Fedacla (Fexbach) im Fextal im Oberengadin in der Schweiz
[Foto: Robert Züblin]

Robert Züblin | 09.07.2020 | 12:52 Uhr

Im Rahmen einer Studie wurde berechnet, dass bis Mitte des 21. Jahrhunderts circa 1,5 Milliarden Menschen von dem Abfluss des Wassers aus den Bergen abhängig sein werden.

24 % der Tieflandbevölkerung betroffen

In der Studie, die in der Fachzeitschrift „Nature Sustainability“ veröffentlicht wurde, haben Wissenschaftler untersucht, wie abhängig die Bevölkerung im Tiefland von den Wasserressourcen in den Bergen war, ist und sein wird. Die von den Wissenschaftlern als solche klassifizierten Berggebiete würden 39 Prozent der globalen Landmasse ausmachen; der Rest sei Tiefland.

In einem gemäßigten Szenario würden circa 1,5 Milliarden Menschen in den 2040er Jahren entscheidend von dem Wasser abhängig sein, das aus den Bergen abfließt. Das wären dann 24 Prozent der weltweiten Tieflandbevölkerung.

In den 1960er Jahren seien nur circa 200 Millionen Menschen von dem Abfluss aus den Bergen abhängig gewesen; oder anders ausgedrückt: 7 Prozent der damaligen Bevölkerung im Tiefland. In den 2000er Jahren seien circa 900 Millionen Menschen (19 Prozent der Tieflandbevölkerung) von dieser Abhängigkeit betroffen gewesen.

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Berge haben Funktion von „Wassertürmen“

Als Erklärung dafür, dass deutlich mehr Menschen in die Abhängigkeit vom Wasser aus den Bergen geraten würden, führen die Wissenschaftler als Hauptgrund einen erhöhten Wasserverbrauch im Flachland auf lokaler Ebene an. Eine untergeordnete Rolle würden Veränderungen des Wasserabflusses spielen, sowohl in Bezug auf den Abfluss aus den Bergen als auch denjenigen Abfluss aus dem Flachland.

Außerdem hätten die Forscher herausgefunden, dass von den Flächen im Tiefland, die für die Bewässerung ausgebaut seien, ein Drittel in Regionen liegen würde, bei denen eine starke Abhängigkeit in Bezug auf die Abflussmengen aus den Bergen bestehen würde. Ein weiteres Problem dieser Gebiete: Die lokalen Wasserressourcen (Flüsse, Seen und Grundwasservorkommen) würden nicht nachhaltig genutzt werden. In den kommenden Jahrzehnten würden diese Gebiete laut der Wissenschaftler wahrscheinlich 50 Prozent der globalen Tieflandfläche ausmachen.

„Die Sicherstellung der Funktion der Berge als ‚Wassertürme‘ sollte ein Hauptanliegen der Bevölkerungen im Flachland auf der ganzen Welt sein“, sagt Dr. Daniel Viviroli, einer der Studienautoren.

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