Amazonas-Regenwald soll kurz vor dem Umkippen sein, wie Forscher sagen

Feuer im Amazonas-Regenwald. Das Ausmaß der Waldbrände ist gut zu erkennen.
Hier brennt es im Amazonas-Gebiet
[Foto: NASA]
Robert Züblin – 21.12.2019, 23:59 Uhr

Wissenschaftler sagen, dass der Amazonas kurz vor dem Punkt des Umkippens stünde, was ohne Gegensteuern zu einer globalen Umweltkatastrophe führen könne.

Amazonas-Regenwald bald Savanne?

Die Wissenschaftler Thomas E. Lovejoy und Carlos Nobre schreiben in der Fachzeitschrift „Science Advances„, es sei schon lange Zeit bekannt, dass es einen Wasserkreislauf im Amazonas-Regenwald gibt, der dadurch funktioniere, dass unter anderem die Blätter der Bäume Feuchtigkeit abgeben würden. Was im Amazonas-Regenwald herabregnet würde zu 75 Prozent wieder vom Amazonas an die westwärts ziehende Luftmasse zurückgegeben. Dieser Recycling-Prozess funktioniere fünf bis sechs Mal.

Lovejoy und Nobre schreiben, dass die Feuchtigkeit nicht auf das Amazonasbecken beschränkt sei, sondern ein Kernstück des Klimasystems des ganzen Kontinents sei. Alle Länder Südamerikas außer Chile würden von der Feuchtigkeit des Amazonas profitieren. Je mehr von dem Regenwald abgeholzt werde, desto mehr Regenwasser würde abfließen anstatt durch Verdunstung wiederverwendet zu werden.

„Forscher sagen voraus, dass die Abholzung zur Entwicklung von Savannen vor allem im östlichen und südlichen Amazonasgebiet führen wird, vielleicht sogar bis in die zentralen und südwestlichen Gebiete, weil diese Zonen von Natur aus nahe an der Mindestmenge an Niederschlag liegen, die für das Gedeihen des Regenwaldes erforderlich ist“, heißt es in dem Artikel.

 
 

Abholzung des Amazonas nur Teilproblem

Auch die globale Erwärmung könne dazu beitragen, dass sich der Amazonas-Regenwald in Savanne verwandele.

„Obwohl die Abholzung überall im Amazonasgebiet den Wasserkreislauf beeinträchtigt, ist das, was im brasilianischen Amazonasgebiet geschieht, besonders wichtig, da dieser Teil des Waldes besonders empfindlich auf die zunehmenden und kumulativen Auswirkungen des vegetativen Rückgangs durch das Absterben reagiert. Die derzeitige Abholzung ist erheblich und beängstigend: 17 % im gesamten Amazonasbecken und annähernd 20 % im brasilianischen Amazonas“, schreiben die Forscher.

Die große Anzahl von Dürreperioden in den letzten 14 Jahren würde zeigen, dass der Amazonas kurz vor dem Umkippen sei. Das Gebiet könne keine weitere Abholzung verkraften. Im Gegenteil: Die abgeholzten Flächen müssten wieder aufgeforstet werden. Anderenfalls drohe angesichts der Bedeutung des Amazonas für das kontinentale Klima und den globalen Kohlenstoffkreislauf nicht nur eine Umweltkatastrophe auf dem Kontinent, sondern weltweit.

„Die gute Nachricht ist, dass wir durch sofortige, aktive und ehrgeizige Wiederaufforstung eine Sicherheitsmarge zurückgewinnen können, insbesondere in den abgeholzten Regionen, die größtenteils verlassene Viehfarmen und Ackerflächen sind, etwa 23 % der zerstörten Waldfläche. Diese Gebiete, die jetzt brachliegen, sind wahrscheinlich der Hauptgrund dafür, dass der Amazonas nicht bereits zu einer expandierenden Savanne geworden ist“, erklären die Wissenschaftler.

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