Wie eine Studie jetzt bewiesen hat, können elektrische Essstäbchen einen salzigen und sauren Geschmack vortäuschen.
Gerade ältere Menschen mit eingeschränkter Geschmacks-Wahrnehmung können von den elektrischen Essstäbchen profitieren. Ein anderes Anwendungs-Gebiet könnten gesundheits-fördernde Diäten sein, in denen bestimmte Inhaltsstoffe vermieden oder reduziert werden. Das Vortäuschen von Geschmäcken beim Essen ist Augmented Reality (AR) auf einer ganz anderen Ebene.
Studie: „Erweiterte Geschmäcke“
In einer Studie, hat Nimesha Ranasinghe, mittlerweile Assistenz-Professor an der Universität Maine und Direktor des Multisensory Interactive Media Lab, zusammen mit anderen Wissenschaftlern nachgewiesen, dass die Wahrnehmung der Salzigkeit und Säuerlichkeit von Kartoffelpüree gesteigert werden kann, indem man elektrische Essstäbchen benutzt.
Neben Essstäbchen wurde in der Studie mit dem treffenden Namen „Erweiterte Geschmäcke“ auch eine elektrisch manipulierte Suppen-Schale getestet, mit der die Säuerlichkeit von verdünnter Miso-Suppe erhöht werden konnte.
So funktionieren elektrische Stäbchen
Zur Erreichung der elektrischen Geschmacksverstärkung wird während des Essens elektrischer Strom im Mikroampere-Bereich an die Zungenspitze angelegt. Bei den elektrischen Essstäbchen wird der Strom über die Stäbchen selbst geleitet, die mit 99,9 Prozent Silber beschichtet sind – beide Essstäbchen müssen mit der Zunge berührt werden, um den Stromkreis zu schließen. Im Fall der Suppenschale wird ein Elektroden-Paar mit 95 Prozent Silber an dem Schalenrand befestigt, die der Nutzer beim schlürfen der Suppe mit der Zunge berühren muss.
Die über einen Mikrocontroller (Arduino) gesteuerten elektrischen Impulse sorgen dafür, dass die Zunge elektrisch stimuliert wird und je nach Einstellung einen salzigen oder sauren Geschmack wahrnimmt. Sauer braucht zum Beispiel eine Stromstärke von 180 μA gepaart mit einem sogenannten Pulsweiten-Modulations-Tastgrad von 70 Prozent, salzig benötigt 40 μA mit einem Pulsweiten-Modulations-Tastgrad von 20 Prozent.
Wer sich nach dem Essen noch einen Drink genehmigen möchte, kommt vielleicht mit einem virtuellen Cocktail auf seine Kosten. Den sogenannten Vocktail hat ein Forscherteam um Ranasinghe bereits im Jahr 2017 entwickelt. Dabei handelt es sich um eine elektronische Apparatur in Form eines Cocktail-Glases. Der Vocktail kann den Geschmack von Getränken verstärken oder reines Wasser mit Geschmäcken überlagern.