Robert Züblin – 09.06.2019, 23:59 Uhr |
Am 6. Juni sollen große Mengen des europäischen Internet-Traffics über den Telekommunikationsanbieter China Telecom gelaufen sein, wie ein Analyse-Team der Softwarefirma Oracle berichtet – teilweise sei die Route sogar über China gegangen.
Rechenzentrum in der Schweiz betroffen
In einem Blog-Post beschreibt Doug Madory vom Oracle-Internet-Intelligence-Team, dass am 6. Juni 2019 ab 9:43 Uhr (UTC) zunächst 70.000 sogenannte BGP-Routen von dem Schweizer Rechenzentrum Safe Host zum Telekommunikationsanbieter China Telecom nach Frankfurt durchgesickert seien. China Telecom habe dann einen großen Teil des europäischen Internet-Traffics, der für einige der größten europäischen Mobilfunknetze bestimmt war, über sein eigenes Netzwerk – teilweise sogar über China – laufen lassen.
Es seien insbesondere das Swisscom-Netz in der Schweiz, das KPN-Netz in den Niederlanden und das Netz von Bouygues Telecom sowie Numericable-SFR in Frankreich betroffen gewesen.
»Zweistündiger BGP-Leak ist unüblich
Normalerweise dauere solch ein Vorfall nur wenige Minuten, sagt Doug Madory vom Oracle-Internet-Intelligence-Team. Das BGP-Leak vom 6. Juni hätte aber mitunter über zwei Stunden bestanden. Wie genau es zu dem Vorfall kam, werde vom Schweizer Rechenzentrum Safe Host gemeinsam mit dessen Hardware-Lieferanten und China Telecom noch untersucht.
Das aktuelle Geschehnis zeige, dass das generelle Problem der BGP-Leaks im Internet noch nicht gelöst ist, sagt Doug Madory.