Stundenlang lief europäischer Internet-Traffic teilweise über China

Chinesische Mauer bei Peking
Chinesische Mauer bei Peking
[Fotograf: unbekannt, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de]

 

Robert Züblin – 09.06.2019, 23:59 Uhr

Am 6. Juni sollen große Mengen des europäischen Internet-Traffics über den Telekommunikationsanbieter China Telecom gelaufen sein, wie ein Analyse-Team der Softwarefirma Oracle berichtet – teilweise sei die Route sogar über China gegangen.

Rechenzentrum in der Schweiz betroffen

In einem Blog-Post beschreibt Doug Madory vom Oracle-Internet-Intelligence-Team, dass am 6. Juni 2019 ab 9:43 Uhr (UTC) zunächst 70.000 sogenannte BGP-Routen von dem Schweizer Rechenzentrum Safe Host zum Telekommunikationsanbieter China Telecom nach Frankfurt durchgesickert seien. China Telecom habe dann einen großen Teil des europäischen Internet-Traffics, der für einige der größten europäischen Mobilfunknetze bestimmt war, über sein eigenes Netzwerk – teilweise sogar über China – laufen lassen.

Es seien insbesondere das Swisscom-Netz in der Schweiz, das KPN-Netz in den Niederlanden und das Netz von Bouygues Telecom sowie Numericable-SFR in Frankreich betroffen gewesen.

»Zweistündiger BGP-Leak ist unüblich

Normalerweise dauere solch ein Vorfall nur wenige Minuten, sagt Doug Madory vom Oracle-Internet-Intelligence-Team. Das BGP-Leak vom 6. Juni hätte aber mitunter über zwei Stunden bestanden. Wie genau es zu dem Vorfall kam, werde vom Schweizer Rechenzentrum Safe Host gemeinsam mit dessen Hardware-Lieferanten und China Telecom noch untersucht.

Das aktuelle Geschehnis zeige, dass das generelle Problem der BGP-Leaks im Internet noch nicht gelöst ist, sagt Doug Madory.

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