Zunehmende Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit

Ein Arzt untersucht eine Biopsie mit einem Mikroskop.
Wissenschaftsfreiheit ist eine wesentliche Voraussetzung für die Forschung
[Fotograf: Vera Stark (geb. Katscherowski), Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de, Kolorierung: Robert Züblin]
Robert Züblin | 07.03.2022 | 09:17 Uhr

Aus dem Index der Wissenschaftsfreiheit 2022 folgt, dass es seit 2011 eine Tendenz der Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit in weiten Teilen der Welt gibt.

Rückgang in 19 Ländern und Territorien

Die Wissenschaftsfreiheit ist ein Menschenrecht, das international über Art. 15 des Internationalen Paktes über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte geschützt ist.

Die Forscher der Friedrich-Alexander-Universität und der Universität Göteborg, die den Index der Wissenschaftsfreiheit 2022 – auch Academic Freedom Index (AFI) genannt – veröffentlicht haben, stellen darin fest, dass die Wissenschaftsfreiheit im Vergleich zu 2011 in 19 Ländern und Territorien substantiell abgenommen habe. Damit würden nun 37 Prozent der Weltbevölkerung in Ländern leben, wo die Wissenschaftsfreiheit rückläufig sei. Den stärksten Rückgang bei der Wissenschaftsfreiheit wiesen Brasilien, Hongkong, Indien und die Türkei auf.

Aber auch etwa in Mexiko, Polen, den USA und im Vereinigten Königreich würde die Wissenschaftsfreiheit unter Druck geraten.

In zwei Ländern mehr Wissenschaftsfreiheit

Es gibt aber auch Positives zu berichten. Zwei Länder würden nach dem Index der Wissenschaftsfreiheit 2022 eine größere Wissenschaftsfreiheit aufweisen: Gambia und Usbekistan.

Das Überwiegen des Rückganges der Wissenschaftsfreiheit würde laut der Friedrich-Alexander-Universität zeitlich parallel zu der aktuell zu beobachtenden Autokratisierungswelle verlaufen. Danach würde die Entwicklung in mehr Ländern zu autokratischen Regierungsformen gehen als zu demokratischen Regierungsformen. Eine Entwicklung, die derzeit anhalte.

Die Erhebung der Daten für den Index der Wissenschaftsfreiheit basiert auf den Einschätzungen von über 2050 Länderexperten, die in der Regel als Akademiker in dem Land leben, dessen Wissenschaftsfreiheit sie bewerten. Dem Index der Wissenschaftsfreiheit liegen folgende fünf Indikatoren zugrunde:

  • Freiheit der Forschung und Lehre
  • Freiheit des akademischen Austauschs und der Wissenschaftskommunikation
  • institutionelle Autonomie
  • Campus-Integrität
  • akademische und kulturelle Ausdrucksfreiheit

Menschenrechte