Robert Züblin – 07.11.2019, 20:23 Uhr |
Es gibt die ein oder andere Liste mit luftreinigenden Pflanzen, aus der folgt, welche Zimmerpflanze gegen welche Schadstoffe in der Raumluft am besten hilft – gegen schlechtes Raumklima würde aber Lüften am schnellsten helfen, sagen Wissenschaftler.
Zimmerpflanzen für gute Luft?
Wer sich auf die Suche nach Zimmerpflanzen zur Luftreinigung macht, stößt unter anderem auf eine Liste mit luftreinigenden Pflanzen der NASA. Auf dieser Liste wird angegeben, in welchem Ausmaß bestimmte Zimmerpflanzen Formaldehyd, Benzol sowie Trichlorethen aus der Raumluft filtern und somit theoretisch das Raumklima verbessern.
Eine neue Studie kommt nun zu dem Schluss, dass die Fähigkeit von Zimmerpflanzen Schadstoffe abbauen zu können, überbewertet würde, wie es auf der Website der Drexel University heißt.
Die Forscher, die an der Studie beteiligt waren, hätten bei einem genaueren Blick auf die jahrzehntelange Forschung zur Frage, ob Topfpflanzen die Luft in Innenräumen verbessern könnten, festgestellt, dass die Lüftung der Räume in einer Wohnung oder in einem Büro viel effektiver sei als die Luftreinigung durch die Zimmerpflanzen.
Durch Lüften würden die Konzentrationen flüchtiger organischer Verbindungen (volatile organic compounds, kurz VOC) – wie Benzol oder Formaldehyd – viel schneller in der Raumluft verdünnt werden, als Pflanzen in der Lage wären, diese Stoffe aus der Luft zu filtern.
„Das ist schon seit einiger Zeit ein häufiges Missverständnis. Pflanzen sind großartig, aber sie reinigen die Raumluft nicht schnell genug, um die Luftqualität in Ihrer Wohn- oder Büroumgebung zu beeinflussen“, sagt Professor Michael Waring, einer der beteiligten Forscher an der Studie, die in der Fachzeitschrift „Journal of Exposure Science & Environmental Epidemiology“ veröffentlicht wurde.
Luftreinigung über Fenster unschlagbar
Die Liste von luftreinigenden Pflanzen der NASA ist das Ergebnis eines Experimentes, das die US-Weltraumbehörde im Jahr 1989 durchgeführt hatte, um Möglichkeiten zur Luftreinigung auf etwaigen Weltraumstationen oder einer Mondstation zu finden. Das Problem an Untersuchungen wie der NASA-Studie von Zimmerpflanzen sei aber, dass die Experimente in einer geschlossenen Kammer durchgeführt worden seien – also im Labor und nicht unter realen Bedingungen, wie sie in einem Wohnraum oder Büroraum herrschten.
„Typisch für diese Studien ist, dass“, so die Beobachtung der Forscher, „eine Topfpflanze in eine versiegelte Kammer (oft mit einem Volumen von einem Kubikmeter oder weniger) gestellt wurde, in die man eine einzige VOC injiziert hatte, deren Zerfall über viele Stunden oder Tage verfolgt wurde.“
Tatsächlich hätten viele der Zimmerpflanzen-Studien eine Verringerung der VOC-Konzentration gezeigt. Die Autoren der aktuellen Meta-Studie hätten aber berechnet, dass man zwischen 10 und 1000 Pflanzen pro Quadratmeter der Wohnungs- oder Bürofläche bräuchte, um die Luftreinigungskapazität einer Gebäude-Lüftungsanlage oder von ein paar geöffneten Fenstern zu erreichen, heißt es auf der Website der Drexel University.