UN warnt: »Ohne fundamentalen Wandel zerstören wir unsere Existenzgrundlage

Eisbär-Figur der Künstlerin Mila Vázquez Otero.
Skulptur „Losing Habitat“ von Mila Vázquez Otero
[Foto: Robert Züblin]

 

Robert Züblin – 06.05.2019, 23:59 Uhr

Der UN-Weltbiodiversitätsrat (IPBES) hat die Zusammenfassung eines Berichtes vorgestellt, wonach eine Million Arten vom Aussterben bedroht seien, viele innerhalb von Jahrzehnten. Allerdings könnten noch Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

»Verschlechterung schneller denn je

Der globale Untersuchungsbericht über Biodiversität und Ökosystem-Dienstleistungen stammt von der Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES), auf Deutsch: Zwischenstaatliche Plattform für Biodiversität und Ökosystem-Dienstleistungen. Die IPBES ist eine UN-Organisation.

Die Verfasser des IPBES-Berichtes sagen, dass die Natur in historisch beispielloser Geschwindigkeit verschwinde. „Die überwältigenden Beweise im Rahmen der globalen IPBES-Untersuchung, die verschiedenste Wissensgebiete zum Gegenstand hat, zeichnen ein bedrohliches Bild“, sagt IPBES-Präsident Sir Robert Watson. „Die Gesundheit der Ökosysteme, von denen wir und alle anderen Arten abhängen, verschlechtert sich schneller denn je. Wir zerstören die Grundlagen unserer Wirtschaft, unserer Existenz, unserer Ernährungssicherheit, unserer Gesundheit und unserer Lebensqualität weltweit.“

Neue Ziele und Werte nötig

In dem Bericht würde es heißen, dass es noch nicht zu spät sei, um das Unheil abzuwenden. Aber man müsse jetzt handeln, und zwar auf der lokalen Ebene bis hinauf zur globalen. Der Wandel müsse fundamentale Eingriffe zum Gegenstand haben. Watson nennt das den „transformativen Umbruch“, worunter die IPBES eine „grundlegende, systemweite Reorganisation“ von technologischen, wirtschaftlichen und sozialen Bereichen verstehe. Bisherige Ziele und Werte müssten neu definiert werden.

Widerstand gegen den nötigen Wandel würde von jenen kommen, die an der Erhaltung des Status quo interessiert seien.

An dem IPBES-Bericht haben 145 Experten aus 50 Ländern über die letzten drei Jahre gearbeitet. Die Autoren haben die Veränderungen der letzten fünf Jahrzehnte bewertet und dabei ein umfassendes Bild von den Auswirkungen der wirtschaftlichen Entwicklung auf die Natur gezeichnet.

Land- und Meeresnutzung Haupt-Treiber

Die IPBES-Gutachter schätzen, dass rund eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht seien. Das seien mehr als je zuvor in der Geschichte der Menschheit. Viele Arten könnten innerhalb von Jahrzehnten vom Planeten verschwinden.

Die Haupt-Treiber für die Auswirkungen auf die Natur seien:

1. Land- und Meeresnutzung
2. Nutzbarmachung von Lebewesen
3. Klimawandel
4. Verschmutzung
5. eindringende nicht heimische Arten

Durch Landverödung sei die globale Produktivität auf Landflächen um 23 Prozent gesunken. Wegen des Verlustes von Bestäuber-Insekten wie Bienen sei ein Schaden zu befürchten, der bis zu 577 Milliarden US-Dollar (circa 515 Milliarden Euro) im globalen Nutzpflanzen-Geschäft betragen werde. Außerdem seien 100-300 Millionen Menschen einem erhöhten Überschwemmungs- und Hurrikan-Risiko ausgesetzt, weil Lebensräume und Schutzmechanismen an den Küsten verloren gingen.

Die Verschmutzung mit Plastik habe sich seit 1980 verzehnfacht. Daneben würden jährlich Hunderte Millionen Tonnen Lösungsmittel, Schwermetalle, toxischer Schlamm und andere Abfälle aus Industrieanlagen weltweit in die Gewässer geleitet. Auch Düngemittel würden einen großen Schaden in Küstenökosystemen verursachen. Sie seien für mehr als 400 „tote Zonen“ in den Weltmeeren verantwortlich.

Umweltverschmutzung