Tuberkulose: »Jeder Vierte ist mit Bakterium infiziert

Ein Mitarbeiter wird auf Tuberkulose geröntgt.
Röntgenuntersuchung auf Tuberkulose
[Fotograf: Lothar Schaack, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de]

 

Robert Züblin – 02.08.2019, 23:59 Uhr

Eine Meta-Studie bestätigt die vorherigen Schätzungen, wonach ein Viertel der Weltbevölkerung mit Tuberkulose infiziert ist, wobei die Krankheit bei diesen Menschen latent ist, also noch nicht ausgebrochen.

Verschiedene Tuberkulose-Tests

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sei im Jahr 1999 davon ausgegangen, dass jeder dritte Mensch auf der Welt das Tuberkulose-Bakterium in sich trage, ohne dass die Krankheit ausgebrochen sei, schreiben die Autoren der neuen Meta-Studie.

Kürzlich habe die WHO diese Zahl der latent Infizierten Tuberkulose-Träger zwar auf fast ein Viertel der Weltbevölkerung erhöht – genauer gesagt 23 Prozent. Allerdings würde diese Zahl nicht auf Ergebnissen mit dem sogenannten Tuberkulintest (TST) beruhen, einem Hauttest, über den man eine alte oder aktuelle Tuberkulose-Infektion erkennen kann.

Vielmehr läge der WHO-Zahl ein Schätzungsverfahren zu Grunde, bei dem das jährliche Infektionsrisiko berechnet würde – ausgehend von empirischen Daten und Annahmen zur Dauer der Ansteckungsgefahr sowie den Übertragungen pro Jahr. Die Autoren der Meta-Studie bezweifeln aber die Genauigkeit dieser Methode, da die zu Grunde liegenden Annahmen umstritten seien. Mit der von der WHO verwendeten Ermittlungsmethode könne es zu einer Überschätzung der Anzahl der Fälle mit latenter Tuberkulose-Infektion (LTBI) kommen.

Im Rahmen der nun in der Fachzeitschrift „European Respiratory Journal“ veröffentlichten Meta-Analyse wurden andere Daten zur Ermittlung der Anzahl latent mit Tuberkulose infizierter Menschen herangezogen. Die Daten stammen aus Tuberkulin-Hauttests und Interferon-Gamma-Freisetzungstests (IGRA). Insgesamt wurden 88 Studien aus 36 Ländern ausgewertet, denen über 350.000 Tests zu Grunde liegen.

WHO will Tuberkulose massiv bekämpfen

Tuberkulose wird durch das Bakterium Mycobacterium Tuberculosis, auch Tuberkelbazillus genannt, hervorgerufen. Im Jahr 2017 sind nach Angaben der WHO 1,6 Millionen Menschen an Tuberkulose gestorben. Bei circa zehn Millionen Menschen ist die Krankheit ausgebrochen. Bis 2035 will die WHO die Zahl der Tuberkulose-Toten um 95 Prozent senken. Bis 2050 soll Tuberkulose kein öffentliches Gesundheitsproblem mehr darstellen.

Die meisten latenten Tuberkulose-Fälle hätten die Forscher in Afrika und Südostasien ermittelt.

„Abschließend schätzen wir in der ersten Studie, die sowohl TST- als auch IGRA-Erhebungen zugrunde legt, dass ein Viertel der Weltbevölkerung latent mit Tuberkulose infiziert ist. LTBI stellt immer noch ein enormes Reservoir für potenziell wieder in Gang gesetzter Tuberkulose dar und muss als erhebliches Hindernis und als ein Anlass zur Intervention verstanden werden, wenn es um die Erreichung der Ziele im Rahmen der Tuberkulose-Beseitigungs-Strategie bis zum Jahr 2050 geht“, heißt es in der Meta-Studie.

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