So funktioniert Chinas Massenüberwachungs-App in Xinjiang

Chinesische Mauer bei Peking
Chinesische Mauer bei Peking
[Fotograf: unbekannt, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de]

 

Robert Züblin – 02.05.2019, 23:58 Uhr

Die Menschenrechts-Organisation Human Rights Watch hat das Funktionieren einer Mobilfunk-App offen gelegt, mit der die chinesischen Behörden massenweise Mitglieder der uigurischen Minderheit in der Region Xinjiang überwachen würden.

Selbst die Blutgruppe wird erfasst

Mit dem sogenannten „Reverse Engineering“-Verfahren hat die Menschenrechts-Organisation Human Rights Watch nachkonstruiert, welche Daten Beamte in China sammeln, wenn sie sich mit ihrer Massenüberwachungs-App in die Integrierte Plattform für gemeinsame Operationen (Integrated Joint Operations Platform, IJOP) einloggen.

Zu den Informationen, die über die IJOP-Plattform gesammelt würden, gehöre die Blutgruppe, Körpergröße, die Religionszugehörigkeit und -Aktivität sowie die politische Einstellung der Zielpersonen.

Insgesamt würde die Polizei in ihrer Datensammlung 36 verschiedene Personentypen unterscheiden, die besonders im Fokus stünden. Darunter fänden sich Typen, die das Smartphone nicht mehr nutzten oder solche, die keinen Kontakt zu ihren Nachbarn pflegten, selten durch die Vordertür ein Haus beträten und sich verdächtig verhielten. Auch Personen, die „begeistert Geld oder Materialien für Moscheen gesammelt“ hätten oder außergewöhnlich viel Strom verbrauchen würden, erregten die Aufmerksamkeit der Behörden.

Tanken mit fremdem Auto ist verdächtig

„Unsere Analyse zeigt erstmals, dass die Polizei in Xinjiang illegal gesammelte Informationen über das eindeutig gesetzeskonforme Verhalten von Menschen nutzt – und gegen sie verwendet“, sagt Maya Wang von Human Rights Watch. „Die chinesische Regierung überwacht jedes Detail der Leben von Menschen in Xinjiang, wählt diejenigen aus, denen sie misstraut, und beobachtet sie noch schärfer.“

Wenn zum Beispiel jemand ein fremdes Auto betankt, würde die App Beamte darüber informieren, die dann über ein Drop-Down-Menü entscheiden müssten, ob weitere polizeiliche Ermittlungen erforderlich seien.

Die Beamten werden unter anderem auch informiert, wenn ein Telefon nicht mehr geortet werden könne, um zu überprüfen, ob der Telefon-Besitzer etwas Verdächtiges mache.

Staatliche Massenüberwachung