Sind lange Nickerchen schlecht für die Gesundheit?

Hier hält ein junger Mensch ein Nickerchen am Tage oder einen Mittagsschlaf.
Nur ein kurzes Nickerchen?
[Fotograf: Bernd Settnik, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de]
Robert Züblin | 28.08.2020 | 18:26 Uhr

Wissenschaftler haben einen Zusammenhang zwischen langen Nickerchen und gesundheitlichen Risiken entdeckt.

Bislang widersprüchliche Ergebnisse

Auf dem ESC Congress 2020 der European Society of Cardiology (ESC) haben laut Pressemitteilung der ESC Wissenschaftler eine Studie präsentiert, wonach ein Nickerchen von mehr als einer Stunde ein gesundheitliches Risiko darstellen könne.

„Das Nickerchen während des Tages ist auf der ganzen Welt verbreitet und wird allgemein als gesunde Gewohnheit angesehen“, sagt Studienautor Dr. Zhe Pan. „Eine weit verbreitete Ansicht ist, dass ein Schläfchen die Leistung verbessert und den negativen Folgen vom ‚Schlafdefizit‘ entgegenwirkt. Unsere Studie stellt diese weit verbreiteten Meinungen in Frage.“

In der ESC-Pressemitteilung heißt es weiter, dass frühere Forschungen widersprüchliche Ergebnisse in Bezug auf den Zusammenhang von Mittagsschlaf und Tod beziehungsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen erbracht hätten. Außerdem sei nicht berücksichtigt worden, wie lang der nächtliche Schlaf gewesen sei.

Meta-Studie mit neuen Erkenntnissen

Bei der aktuellen Studie handelt es sich um eine Meta-Studie, bei der mehr als 20 Studien berücksichtigt worden seien. Insgesamt hätten 313.651 Teilnehmer an diesen Studien teilgenommen, von denen 39 Prozent ein Nickerchen gehalten hätten.

Das Ergebnis: Bei langen Nickerchen (über 60 Minuten) hätte es im Vergleich zu keinem Nickerchen eine Verbindung zu einem 30 Prozent höheren Risiko in Bezug auf die Gesamtmortalität gegeben. Außerdem sei bei langen Nickerchen eine Verbindung zu einer 34 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung festgestellt worden.

Berücksichtige man auch noch den nächtlichen Schlaf bei Personen, die ein langes Nickerchen hielten, so sei eine Verbindung zu einem erhöhten Sterberisiko nur bei denjenigen gegeben gewesen, die mehr als sechs Stunden pro Nacht geschlafen hätten.

Bei Nickerchen von beliebiger Länge hätte es eine Verbindung zu einem um 19 Prozent erhöhten Sterberisiko gegeben. Bei Frauen und älteren Menschen sei dieser Zusammenhang ausgeprägter gewesen. Dort hätte sich also eine höhere Todeswahrscheinlichkeit gezeigt.

Die Studie habe keinen Zusammenhang zwischen kurzen Nickerchen (unter 60 Minuten) und der Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen gezeigt.

„Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass kürzere Nickerchen (insbesondere solche von weniger als 30 bis 45 Minuten) die Herzgesundheit von Menschen, die nachts unzureichend schlafen, verbessern könnten“, sagt Dr. Pan. „Wenn Sie eine Siesta machen wollen, ist es unserer Studie zufolge am sichersten, die Dauer unter einer Stunde zu halten. Für diejenigen von uns, die nicht die Gewohnheit haben, tagsüber zu schlafen, gibt es keine überzeugenden Beweise, damit zu beginnen.“

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