Robert Züblin – 04.04.2019, 16:50 Uhr |
Ein Forscherteam hat das Ernährungsverhalten in 195 Ländern untersucht und herausgefunden, dass dort im Jahr 2017 insgesamt elf Millionen Menschen wegen schlechter Ernährung gestorben seien.
Tabak für weniger Tote verantwortlich
Über 130 Wissenschaftler aus fast 40 Ländern haben Ernährungsdaten aus den Jahren 1990 bis 2017 analysiert und ihre Studien-Ergebnisse in der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht.
Das Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) an der University of Washington, von dem der Hauptautor der Studie, Assistenzprofessor Dr. Ashkan Afshin, stammt, zieht aus den nun vorliegenden Ergebnissen folgenden Schluss: Der zu geringe Verzehr von gesunden Lebensmitteln, wie etwa Vollkorn kombiniert mit dem Konsum von zu vielen ungesunden Lebensmitteln, darunter gesüßte Getränke, würde weltweit jeden fünften Todesfall ausmachen. Konkreter hingeschaut: Über 50 Prozent der ernährungsbedingten Todesfälle würden darauf zurückführbar sein, dass zu wenig Vollkorn, zu wenig Obst und zu viel Salz konsumiert worden sei. Generell würde es auch am Verzehr von genügend Nüssen, Samen und Gemüse mangeln.
Die Forscher sagen: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine suboptimale Ernährung für mehr Todesfälle verantwortlich ist als jedes andere Risiko weltweit, einschließlich Tabakrauchen, was auf die dringende Notwendigkeit einer Verbesserung der menschlichen Ernährung in allen Ländern hinweist.“
Die häufigsten Krankheiten, die durch schlechte Ernährung verursacht worden seien und zum Tod führten, seien Herz-Kreislauf-Erkrankungen (rund 9,5 Millionen), Krebs (fast eine Million) und Diabetes (338.700). Insgesamt wären elf Millionen Menschen im Jahr 2017 wegen schlechter Ernährung gestorben. Im Vergleich dazu hätte Tabak acht Millionen Todesopfer gefordert, wie das IHME mitteilt.
»Weniger rotes Fleisch senkt Risiko
Bei der Frage, wie man sich ernährt, gehe es allerdings um mehr als nur die Gesundheit. „Schlechte Ernährung ist ein Killer der Chancengleichheit“, sagt Mitautor Dr. Ashkan Afshin. „Wir sind das, was wir essen, und die Risiken betreffen Menschen in einer Reihe von demografischen Bereichen, einschließlich Alter, Geschlecht und wirtschaftlichem Status.“
Ein anderer Mitautor der Studie, Harvard-Professor Dr. Walter Willett, macht darauf aufmerksam, dass die jetzigen Ergebnisse mit neuesten Erkenntnissen übereinstimmen, wonach das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringert werden könnte, indem man rotes Fleisch durch pflanzliche Proteinquellen ersetze.