Polypropylen-Babyflaschen setzen Millionen Mikroplastik-Partikel frei

Eine Frau gibt einem Baby die Flasche.
Wenn Babyflaschen aus Polypropylen sind, werden Babys Mikroplastik-Partikeln ausgesetzt
[Fotograf: Wolfgang Kluge, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de, Kolorierung: Robert Züblin]
Robert Züblin | 21.10.2020 | 07:21 Uhr

Wissenschaftler haben festgestellt, dass Babyflaschen aus Polypropylen (PP) bis zu 16,2 Millionen Mikroplastik-Partikel pro Liter freisetzen.

Sterilisation und Heißwasser

Forscher haben untersucht, wie viel Mikroplastik durch Zersetzung von Polypropylen-Babyflaschen freigesetzt wird, wenn darin Säuglingsanfangsnahrung zubereitet wird. In der Studie, die in der Fachzeitschrift „Nature Food“ veröffentlicht wurde, kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass es bei Babyflaschen aus Polypropylen zu einer Freisetzung von bis zu 16 200 000 Mikroplastik-Partikeln pro Liter kommt. Die Sterilisation dieser Babyflaschen und heißes Wasser würden die Freisetzung von Mikroplastik signifikant erhöhen.

„Als wir diese Ergebnisse im Labor sahen, erkannten wir sofort die möglichen Auswirkungen, die sie haben könnten. Das Letzte, was wir wollen, ist, die Eltern unangemessen zu alarmieren, vor allem, wenn wir nicht genügend Informationen über die möglichen Folgen von Mikroplastik für die Gesundheit von Kleinkindern haben“, sagt Professor John Boland, einer der Mitautoren der Studie. „Wir fordern die politischen Entscheidungsträger jedoch auf, die derzeitigen Richtlinien für die Zubereitung von Säuglingsanfangsnahrung aus Kunststoff bei der Verwendung von Kunststoff-Säuglingsflaschen neu zu bewerten. Vor allem haben wir festgestellt, dass es möglich ist, das Risiko der Aufnahme von Mikroplastikmaterialien zu verringern, indem man die Praktiken der Sterilisation und der Zubereitung von Säuglingsanfangsnahrung ändert.“

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Gesundheitliches Risiko für Säuglinge?

Die Forscher hätten 48 Regionen untersucht, um das potenzielle Ausmaß auf globaler Ebene in Bezug auf Kleinkinder bis zu einem Alter von 12 Monaten abzuschätzen. Dabei hätten die Wissenschaftler je nach Region zwischen 14 600 und 4 550 000 Mikroplastik-Partikel pro Kopf und Tag gefunden.

Auf Grund der Studie wisse man jetzt, dass Säuglinge höheren Mengen an Mikroplastik ausgesetzt seien, als bislang angenommen worden sei. Die Forscher schließen daraus, dass es dringend notwendig sei, herauszufinden, ob es ein gesundheitliches Risiko für die Säuglinge gebe, wenn sie den entdeckten Mengen an Mikroplastik ausgesetzt seien.

Dr. Dunzhu Li und Dr. Yunhong Shi, beide Mitautoren der Studie, sagen: „Wir müssen akzeptieren, dass Kunststoffe im modernen Leben allgegenwärtig sind und dass sie im täglichen Gebrauch Mikro- und Nanoplastik freisetzen. Wir wissen noch nicht, welche Risiken diese winzigen Kunststoffpartikel für die menschliche Gesundheit bergen, aber wir können verhaltensbezogene und technologische Lösungen und Strategien entwickeln, um die Belastung durch sie zu verringern.“

Mikroplastik