PFAS: Kinder und Jugendliche haben zu viel davon im Blut

Labor einer Forschungsstelle für Komplexchemie.
Laborarbeit
[Foto: Wittig; Hans-Günter Quaschinsky, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de]

Robert Züblin | 12.07.2020 | 12:55 Uhr

Laut Umweltbundesamt haben Kinder und Jugendliche zu viel per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) in ihrem Blut.

Grenzwert für PFOA überschritten

Die Auswertung der repräsentativen Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, GerES V (GerES ist die Abkürzung für German Environmental Survey), habe ergeben, dass 21,1 Prozent der untersuchten Proben eine Konzentration von Perfluoroktansäure (PFOA) aufgewiesen habe, die über dem sogenannten HBM-I-Wert gelegen habe; ein Grenzwert, der von der Kommission Human-Biomonitoring festgelegt worden sei.

Bei Perfluoroktansulfonsäure (PFOS) hätten 7,1 Prozent der Proben über dem HBM-I-Wert gelegen. Eine gesundheitliche Beeinträchtigung sei nach dem gegenwärtigen Wissensstand erst bei Unterschreitung des HBM-I-Wertes auszuschließen. Daneben gibt es noch den HBM-II-Wert, bei dessen Überschreitung eine gesundheitliche Beeinträchtigung für möglich erachtet würde. In Bezug auf PFOS hätte es bei diesem Wert im Falle von 0,2 Prozent der Proben eine Grenzwert-Überschreitung gegeben. In einem solchen Fall bestehe laut einem Konzept-Papier der Kommission „Human-Biomonitoring“ des Umweltbundesamtes ein „akuter Handlungsbedarf zur Reduktion der Belastung“.

PFOA und PFOS gehören zu der Stoffgruppe der PFAS, den per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen, die wegen ihrer Langlebigkeit auch „ewige Chemikalien“ genannt werden. Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes, sagt: „Welche Schäden die langlebigen PFAS in der Umwelt auf Dauer anrichten können, ist häufig noch unerforscht. Wir versuchen daher, gemeinsam mit anderen europäischen Ländern, diese Stoffe in der EU so weit wie möglich zu verbieten. Dies ist aus Vorsorgegründen der richtige Schritt.“

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Alle Kinder mit PFOS belastet

Verwendet würden PFAS laut Umweltbundesamt etwa in der Beschichtung von Kaffeebechern. Aber auch bei Outdoorjacken oder Löschschäumen kämen sie zum Einsatz. Der Grund warum PFAS verwendet würden: Sie seien schmutz-, fett- und wasserabweisend.

Insgesamt gebe es über 4700 verschiedene Chemikalien in der PFAS-Gruppe. In der GerES-Studie seien aber PFOS und PFOA am häufigsten gefunden worden. Eine PFOS-Belastung sollen sogar 100 Prozent aller Kinder aufgewiesen haben. PFOA sei immerhin noch in 86 Prozent der Blutplasma-Proben gefunden worden.

Laut Umweltbundesamt könnten PFAS auch von der Mutter auf das Kind über die Muttermilch übertragen werden. Nicht verwunderlich ist es daher, dass im Rahmen der GerES-V-Studie bei gestillten Kindern höhere PFAS-Belastungen gefunden worden seien als bei denjenigen Kindern, die nicht gestillt wurden. Außerdem teilt das Umweltbundesamt mit, dass erhöhte PFOA- und PFOS-Konzentrationen im Blut zu Folgendem führen könnten:

  • Verminderung von Impf-Wirkungen
  • Erhöhung der Neigung zu Infekten
  • Erhöhung der Cholesterinwerte
  • Verringerung des Geburtsgewichtes

Das Umweltbundesamt hat die PFAS sogar zum Thema in seinem Schwerpunkt-Magazin 1/2020 gemacht.

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