Online-Dating: In den USA die häufigste Art einen Partner zu finden

Liebespaar vor der Zeit vom Online-Dating.
Liebespaar
[Fotograf: Heinz Hirndorf, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de]

 

Robert Züblin – 24.07.2019, 22:08 Uhr

Daten zeigen, dass sich in den USA die meisten Partnerschaften über das Online-Dating anbahnen.

Freunde nicht mehr häufigste Vermittler

Die Daten zur Art und Weise, wie sich Partner finden, werden in einem bislang unveröffentlichten Forschungspapier präsentiert, angefertigt von Soziologie-Professor Michael J. Rosenfeld von der Stanford University, Assistenzprofessor Reuben J. Thomas von der University of New Mexico und Doktorandin Sonia Hausen von der Stanford University.

Die Forscher schreiben, dass vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis 2013 die Vermittlung durch Freunde die häufigste Art gewesen sei, wie heterosexuelle US-Amerikaner ihren Partner gefunden hätten.

Eine repräsentative Umfrage, die im Jahr 2017 unter US-amerikanischen Erwachsenen durchgeführt worden sei, hätte ergeben, dass bei heterosexuellen Paaren das Online-Dating die Vermittlung durch Freunde überholt habe.

Seien es 1995 nur zwei Prozent der heterosexuellen Partner gewesen, die sich online getroffen hätten, seien es 2017 bereits 39 Prozent gewesen. Über Freunde seien im Jahr 2017 nur noch 20 Prozent der Partnerschaften zu Stande gekommen; im Jahr 1995 hätte dieser Wert noch bei 33 Prozent gelegen. Und über die Familie seien 2017 nur noch sieben Prozent der Partnerschaften eingefädelt worden; 1995 seien es mit 15 Prozent mehr als doppelt so viele gewesen.

Online-Dating bietet größere Auswahl

Die Partnersuche über Freunde und Familie schien optimal für die Wahl des richtigen Partners. Denn das Familiensystem hätte die sozial akzeptabelsten Paarungsergebnisse hervorgebracht, stellte Rosenfeld bereits vor Jahren fest. Der Vorteil, einen Partner über Freunde oder Familie zu finden, hätte darin gelegen, dass die jeweilige Person bereits von einem vertrauenswürdigen Umfeld geprüft worden sei. Schon früh hätte die Soziologin Elizabeth Bott festgestellt, dass sich diese Art der sozialen Abschottung positiv auf Beziehungsqualität und -dauer ausgewirkt habe, heißt es in dem Forschungspapier.

Rosenfeld, Thomas und Hausen führen verschiedene mögliche Gründe auf, warum das Online-Dating so beliebt bei der Partnersuche geworden ist. Zum einen seien die Gruppen von Menschen, zu denen man über Anbieter wie Tinder, Match oder etwa eHarmony Zugang hätte, größer als der Personenkreis, mit dem man über die Mutter oder einen Freund in Verbindung gebracht werden könne.

„Größere Auswahlmengen sind für alle, die auf der Suche sind, wertvoll“, sagen die Wissenschaftler unter Bezugnahme auf eine frühere Veröffentlichung von Rosenfeld. Vor allem aber seien größere Auswahlmengen für solche Menschen wichtig, die nach etwas Ungewöhnlichem suchten oder nach etwas, das schwer zu finden sei.

Online-Dating ermöglicht sichere Distanz

Als weiteren Grund für den Erfolg des Online-Datings führen die Wissenschaftler ins Feld, dass im Gegensatz zur Vermittlung über die Familie oder Freunde bei der Partnerwahl über das Internet eine gewisse Diskretion gegeben sei. Außerdem könne man jemanden, den man online kennenlernt, jederzeit blocken, wenn man zum Beispiel ein unangemessenes Bild geschickt bekomme. Beim Daten in einer Bar sei es nicht so einfach, jemanden abzublocken.

Auch seien die Informationen über die potentiellen Partner auf Online-Dating-Plattformen vermutlich aktueller als die Informationen, die Familienangehörige oder Freunde über die Personen haben, die sie zum Daten vorschlagen.

Ferner könnten Online-Dating-Websites ihre Matching-Algorithmen mit der Zeit verbessern – unter anderem durch Datenanalyse und maschinelles Lernen.

Auch technische Entwicklungen könnten zur weiten Verbreitung des Online-Datings beigetragen haben. Zum einen sei 1995 der grafische Webbrowser eingeführt worden. Zum anderen könne man Dating-Apps seit einigen Jahren ganz einfach auf dem Smartphone nutzen; teilweise sogar mit Informationen zu paarungswilligen Personen in der Nähe.

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