Nordkoreas Atombombe entspricht laut Weltraumradar 17-mal Hiroshima

Weltraumradar-Satelliten wie Sentinel-1 und ALOS-2 können mit Hilfe von modernen Radargeräten Veränderungen der Erdoberfläche feststellen.
Weltraumradar erfasst Erdoberfläche
[Foto: ESA/ ATG medialab, Lizenz: CC BY 4.0]
Robert Züblin – 17.11.2019, 22:22 Uhr

Mit Hilfe eines Weltraumradars kommen Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass die Sprengkraft einer von Nordkoreas Atombomben, die 2017 getestet wurde, 17-mal so stark ist wie diejenige von der über Hiroshima abgeworfenen Atombombe.

Atombombe mit 245-271 Kilotonnen (kt) TNT

Im Jahr 2003 hat sich Nordkorea aus dem Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen zurückgezogen. Danach soll das Land sechs unterirdische Atomtests durchgeführt haben, wie die Wissenschaftler in ihrer Studie schreiben, die in der Fachzeitschrift „Geophysical Journal International“ veröffentlicht wurde.

Der sechste Test vom 3. September 2017 soll derjenige mit der größten Sprengkraft gewesen sein. „Der geschätzte Sprengstoffertrag (245-271 kt) ist etwa 17-mal so hoch wie bei der Explosion in Hiroshima“, schreiben die Wissenschaftler. Little Boy, der Codename der über Hiroshima abgeworfenen Atombombe, hatte eine Sprengkraft von ungefähr 15 kt TNT.

Um den genauen Ertrag der nuklearen Explosion zu ermitteln, hätten die Forscher Satellitendaten verwendet. Unter deren Zuhilfenahme hätten sie feststellen können, dass sich der Boden im Testgebiet um einige Meter nach dem jüngsten Test verschoben habe.

Radarinterferometrie aus dem Weltraum

Normalerweise würden Atomtests anhand von seismischen Messungen erfasst, die aus Netzwerken zur Erdbebenüberwachung stammten, heißt es auf der Website der Royal Astronomical Society. Für das Testgelände in Nordkorea würden aber keine seismischen Daten von Messstationen in der Nähe zur Verfügung stehen. Daher sei es schwierig, Ort und Größe der dort erfolgenden Kernwaffenexplosionen zu bestimmen.

Statt sich also auf seismische Daten zu stützen, hätten die Forscher Daten des ALOS-2-Satelliten verwendet. Mit Hilfe der sogenannten Radarinterferometrie (Synthetic Aperture Radar Interferometry, InSAR) seien die Veränderungen des Bodens oberhalb der Testkammer am Berg Mantap im Nordosten Nordkoreas gemessen worden.

Bei der InSAR-Methode würde man mehrere Radarbilder verwenden, mit denen die Erdoberflächen-Verformung im Laufe der Zeit nachvollzogen werden könne. Auf diese Weise könnte man aus dem Weltraum unterirdische Prozesse untersuchen.

So hätten die Wissenschaftler anhand der InSAR-Messwerte feststellen können, dass die Explosion 2,5 Kilometer nördlich des Zugangstunnels zur Testkammer stattgefunden habe. Außerdem hätten die Forscher durch das Weltraumradar herausgefunden, dass die Explosion 540 Meter unterhalb des Gipfels erfolgt sei. Die Bergflanke habe sich um bis zu einem halben Meter verschoben, während der Boden oberhalb des Detonationspunktes sogar eine Verschiebung um mehrere Meter aufgewiesen habe.

Angesichts der Boden-Verformung sei man zu dem Ergebnis gekommen, dass durch die Explosion ein Hohlraum mit einem Radius von 66 Metern entstanden sei und die getestete Atombombe eine Sprengkraft von 245 bis 271 kt TNT erreicht haben müsste. Bisherige Schätzungen würden sich in dem Bereich zwischen 70 und 400 kt TNT bewegen.

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