Robert Züblin – 21.06.2019, 10:15 Uhr |
Wissenschaftler haben mit Hilfe einer Test-Puppe untersucht, wie viele Mikroplastik-Teilchen der Mensch über die Innen-Raumluft der eigenen vier Wände einatmen könnte.
Puppe atmet Raumluft
Immer wieder schockieren in letzter Zeit Meldungen damit, dass der Mensch großen Mengen Mikroplastik ausgesetzt ist; insbesondere über das Essen und Trinken. Der WWF hatte kürzlich die Ergebnisse einer von ihm in Auftrag gegebenen Studie verkündet: Bis zu fünf Gramm Mikroplastik würde der Mensch in der Woche aufnehmen. Bei dieser Studie ist der Anteil, den man über die Atemluft aufnehme, als unerheblich eingestuft worden. Es wurde aber auch gesagt, dass er von der Umgebung abhänge.
In einer Studie von Wissenschaftlern der Aalborg University und der Tsinghua University hat man sich eine Umgebung näher angeschaut: die Innen-Raumluft von Wohnungen. Dabei ging es darum, herauszufinden, welcher Mikroplastik-Konzentration der Mensch in den eigenen vier Wänden ausgesetzt ist.
Die Forscher haben drei Wohnungen untersucht, indem sie dort eine lebensgroße Puppe drei Tage lang an einen Tisch gesetzt haben. Dieser Dummy war mit einem mechanischen künstlichen Lungensystem verbunden und sammelte, die menschliche Atmung simulierend, Raumluft-Proben, während die Bewohner der jeweiligen Wohnungen ihren Alltagsbeschäftigungen wie gewohnt nachgegangen sind.
Circa vier Prozent Mikroplastik-Anteil
Bei der Untersuchung der Proben ist herausgekommen, dass alle mit Mikroplastik verunreinigt waren. Die höchste Konzentration lag bei 11,3 Mikroplastik-Partikeln, die pro Stunde vom Dummy eingeatmet wurden.
Unter den Kunststoff-Arten war Polyester mit einem durchschnittlichen Anteil von 81 Prozent am stärksten vertreten, gefolgt von Polyethylen (sechs Prozent), Nylon (fünf Prozent) und Polypropylen (zwei Prozent). Die restlichen sechs Prozent waren andere Polymere.
Neben den aufgeführten synthetischen Partikeln wurden auch nicht-synthetische Partikel in der Raumluft identifiziert. Letztere basierten auf Proteinen oder Zellulose. Gemessen am Gesamtanteil der synthetischen und nicht-synthetischen Partikel machte Mikroplastik circa vier Prozent aus.
„Die Studie ergab, dass Mikroplastik einen nicht vernachlässigbaren Anteil an Luftpartikeln in Innenräumen darstellt, die eingeatmet und heruntergeschluckt werden können. Sie zeigt auch, dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass das Mikroplastik in der Atemluft negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit hat“, schreiben die Forscher in ihrer Studie, die in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht wurde.