Massensterben wegen Ozonschicht-Abbau durch Erderwärmung?

Blick auf die Erdatmosphäre.
Erdatmosphäre
[Foto: NASA]

Robert Züblin | 30.05.2020 | 11:37 Uhr

Wissenschaftler vermuten, dass das Massensterben vor 359 Millionen Jahren auf eine Klimaerwärmung zurückgehe, die zu einem Abbau der Ozonschicht und einer Erhöhung der UV-B-Strahlung geführt habe.

Keine Vulkanausbrüche als Ursache

Die Forscher schreiben in der Studie, die in der Fachzeitschrift „Science Advances“ veröffentlicht wurde, dass das bislang unerklärliche Massensterben vor 359 Millionen Jahren an der Grenze zwischen dem Devon- und Karbon-Zeitalter mit einer erhöhten UV-B-Strahlung einhergegangen sei. Daraus könne man ableiten, dass es einen Abbau der Ozonschicht gegeben habe.

Zu der Annahme, dass es zu einer Erhöhung der UV-B-Strahlung gekommen sei, gelangen die Forscher, weil sie deformierte Sporen von Landpflanzen in Ostgrönland gefunden hätten. Solche Deformationen könnten von einem DNA-Schaden herrühren, der durch UV-B-Strahlung verursacht worden sein könnte, die wiederum auf einen Abbau der Ozonschicht zurückgeführt werden könnte.

Ozonloch wegen Chlormonoxid (ClO)?

Die Wissenschaftler gehen außerdem davon aus, dass es damals zu einer starken Klimaerwärmung gekommen sei. Die Erwärmung habe zur Beendigung des letzten Gletscherzyklus in der letzten devonischen Eiszeit geführt. Eine Möglichkeit, wie die Ozonschicht bei einer Klimaerwärmung abgebaut werden könne, sei der konvektive Transport von Chlormonoxid (ClO), schreiben die Forscher in der Studie.

Aus Quecksilberdaten würde außerdem folgen, dass es vor 359 Millionen Jahren keine Vulkanausbrüche von globalem Ausmaß gegeben habe. Vulkanausbrüche als Grund für das damalige Massensterben würden also ausscheiden.

„Unser Ozonschild verschwand in dieser alten Periode für kurze Zeit, zeitgleich mit einer kurzen und schnellen Erwärmung der Erde. Unsere Ozonschicht befindet sich von Natur aus in einem Wandel – sie entsteht und verschwindet ständig – und wir haben gezeigt, dass dies auch in der Vergangenheit geschah, ohne einen Katalysator wie einen Vulkanausbruch kontinentalen Ausmaßes“, sagt Professor John Marshall, einer der Studienautoren. „Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass wir ähnliche globale Temperaturen wie vor 360 Millionen Jahren erreichen werden, mit der Möglichkeit, dass es erneut zu einem ähnlichen Zusammenbruch der Ozonschicht kommen könnte, bei dem das Leben an der Oberfläche und im flachen Meer tödlicher Strahlung ausgesetzt wäre. Damit würden wir vom gegenwärtigen Zustand des Klimawandels in einen Klimanotstand übergehen.“

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