Leica distanziert sich von China-kritischem Werbevideo „The Hunt“

Fotograf, der im Leica Werbevideo
Kritische Szene im Leica-Werbevideo „The Hunt“
[Screenshot vom Video von F/Nazca Saatchi & Saatchi]

 

Robert Züblin – 19.04.2019, 23:07 Uhr

Im Internet kursiert ein Werbevideo für den Kamerahersteller Leica, in dem die Arbeit von Pressefotografen in Konfliktgebieten gezeigt wird – unter anderem am Tiananmen-Platz, wo die chinesische Regierung im Jahr 1989 ein Massaker an Hunderten Demonstranten verübt hat.

Leica distanziert sich nun von dem Werbefilm, das eigens von einer Werbeagentur produziert worden sei, die Leica als Kunde aufführt.

China ist ein wichtiger Markt

Gegenüber der Zeitung „South China Morning Post“ aus Hongkong habe eine Leica-Sprecherin betont, dass es sich bei dem fast fünfminütigen Kurzfilm mit dem Titel „The Hunt“, der unter anderem auf den Video-Portalen Youtube und Vimeo abrufbar ist, nicht um ein von Leica offiziell genehmigtes Werbevideo handeln würde, das vom Unternehmen in Auftrag gegeben worden sei.

„Die Leica Camera AG muss sich daher von den im Video gezeigten Inhalten distanzieren und bedauert Missverständnisse oder falsche Schlussfolgerungen, die möglicherweise gezogen wurden“, habe die Leica-Sprecherin Emily Anderson zur „South China Morning Post“ gesagt.

Vermutlich knickt Leica deswegen vor China ein, weil es unter anderem mit dem chinesischen Global-Player-Unternehmen Huawei im Smartphone-Bereich zusammenarbeitet und durch das China-kritische Video geschäftliche Probleme befürchtet.

In China bereits zensiert

Am Ende des Videos ist ein Fotograf zu sehen, der aus einem Hotelzimmer den Mann fotografiert, der sich im Rahmen der Studentenproteste auf dem Tiananmen-Platz im Jahr 1989 vor einen Panzer gestellt hat. Das weltbekannte Motiv spiegelt sich in dem Werbevideo auf dem Glas des Kamera-Objektives. Der Kurzfilm, der mit dem Leica-Logo endet, sei von der Werbeagentur F/Nazca Saatchi & Saatchi produziert worden, behauptet die „South China Morning Post“. Auf der Seite der Werbeagentur taucht der Name Leica auch als Kunde im Rahmen von realisierten Aufträgen aus dem Jahr 2017 auf.

Wie die „South China Morning Post“ weiter berichtet, sei das Leica-Video auf der chinesischen Social-Media-Plattform Weibo bereits zensiert worden. Posts mit dem Begriff „Leica“ seien am Donnerstag-Abend nicht mehr möglich gewesen, weil sie „einschlägige Gesetze und Vorschriften oder Weibo-Community-Richtlinien“ verletzen würden.

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