Klimawandel bekämpfen: Verhütungsmittel gegen Bevölkerungswachstum

Hurrikan Florence von der Internationalen Raumstation aus aufgenommen.
Hurrikan Florence
[Foto: NASA]

 

Robert Züblin – 16.10.2019, 15:53 Uhr

Wissenschaftler empfehlen einen besseren Zugang zu Verhütungsmitteln, um den Klimawandel durch eine Reduzierung des Bevölkerungswachstums zu bekämpfen.

Klimawandel stoppen mit Verhütung?

In einem Kommentar in der Fachzeitschrift „BMJ Sexual & Reproductive Health“ kritisieren Wissenschaftler des Population Council, einer Nichtregierungsorganisation, dass sich die aktuelle politische Debatte gegen den Klimawandel zu sehr darauf konzentriere, die Energieversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen und die Energieeffizienz zu steigern.

Was im Klimadiskurs fehle, sei die Möglichkeit, die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen durch effektive Verhütungsmaßnahmen und die damit verbundene Verringerung des Bevölkerungswachstums zu begrenzen.

Ihren Vorstoß in der Klimadiskussion begründen die Wissenschaftler wie folgt:

„1. Das Bevölkerungswachstum ist ein wichtiger Treiber des Klimawandels,
2. ein höherer und effektiverer Einsatz von Verhütungsmitteln reduziert ungeplante Schwangerschaften und damit das Bevölkerungswachstum, und
3. viel mehr Frauen und Männer würden sich freiwillig für die Verwendung von Verhütungsmitteln entscheiden, wenn sie nur verfügbar und zulässig wären.“

Reduzierung der Emissionen um 40 %

Im Jahr 2100, so die Prognose der Wissenschaftler, würden fast 11 Milliarden Menschen auf der Erde leben, heute sind es circa 7,7 Milliarden. Die Bevölkerung werde vor allem in den Ländern südlich der Sahara und in Südasien wachsen.

„Ein langsameres zukünftiges Bevölkerungswachstum könnte die Emissionen weltweit langfristig um schätzungsweise 40 Prozent oder mehr reduzieren“, schreiben die Forscher.

Viele Frauen würden eine ungewollte Schwangerschaft riskieren, weil keine wirksame Verhütung genutzt würde. Jedes Jahr würde es weltweit zu 99 Millionen ungewollten Schwangerschaften kommen. Das seien 44 Prozent aller Schwangerschaften. Über die Hälfte der ungewollten Schwangerschaften würde mit einer Abtreibung enden. Die Wissenschaftler gehen von 56 Millionen Abtreibungen pro Jahr aus.

Ein Hindernis bei der Verwendung von Verhütungsmitteln seien die sozialen Normen in patriarchalischen Gesellschaften, die es vielen Frauen unmöglich machten, selbst zu entscheiden, ob sie verhüten möchten oder nicht. Um diese Normen zu ändern, schlagen die Forscher Medienkampagnen vor.

Auch Neuentwicklungen von Verhütungsmitteln könnten für eine breitere Akzeptanz sorgen. Als kurzfristige Maßnahme zur erheblichen Steigerung des Einsatzes von Verhütungsmitteln schlagen die Wissenschaftler vor, mehr Geld in unterfinanzierte freiwillige Familienplanungsprogramme zu investieren.

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