Robert Züblin – 11.07.2019, 23:58 Uhr |
Wissenschaftler haben eine Künstliche Intelligenz entwickelt, die bei Sechs-Spieler-Runden im Texas Hold’em gegen mehrere Poker-Profis gleichzeitig gewinnen konnte.
Pluribus heißt der neue Poker-Profi
Zwar hatte bereits im Jahr 2017 eine Künstliche Intelligenz gegen Poker-Profis gewonnen. Dies geschah jedoch im Rahmen sogenannter Heads-up, bei denen sich nur zwei Spieler gegenüber saßen. Damals konnte die KI mit dem Namen Libratus bei einem Poker-Turnier vier Profis schlagen, aber eben nur einzeln.
Dieselben Wissenschaftler, die auch hinter Libratus stecken, haben nun mit Pluribus eine neue Künstliche Intelligenz entwickelt, die es aber mit mehreren Spielern gleichzeitig aufgenommen hat – und gewann. Gespielt wurde No-Limit-Texas-Hold’em-Poker.
„Die Fähigkeit, in einem so komplizierten Spiel fünf andere Spieler zu schlagen, eröffnet neue Möglichkeiten, die KI zur Lösung einer Vielzahl von Problemen in der realen Welt einzusetzen“, sagt Professor Tuomas Sandholm, einer der beiden Wissenschaftler von der Carnegie Mellon University, die Pluribus entwickelt haben.
Denn anders als bei Spielen wie Schach oder Go, bei denen alle Informationen zum Spiel-Status auf dem Spielfeld offen zu Tage treten, zeichnet sich Poker dadurch aus, dass den Spielern bestimmte Informationen fehlen. Zum einen weiß man beim Pokern nicht, welche Karten die anderen Spieler auf der Hand haben.
Zum anderen ist es beim Pokern üblich zu bluffen, also den Gegner bewußt über die Stärke des eigenen Blattes zu täuschen. Dadurch stellt Poker nicht nur eine größere Herausforderung für eine Künstliche Intelligenz dar. Es ist auch für reale Anwendungen relevanter, mit einem Modell zu arbeiten, bei dem mehrere Personen involviert sind, die zudem mit fehlenden Informationen umgehen müssen.
Alle gegen einen
Die Poker-KI Pluribus wurde in zwei verschiedenen Konstellationen mit den Poker-Profis zusammengebracht. In einem Experiment trat sie in fünffacher Ausführung sowohl gegen den Pokerprofi Darren Elias an, Rekord-Titelhalter im Rahmen der Pokerturnierserie World Poker Tour, als auch gegen Chris „Jesus“ Ferguson, der an sechs World Series of Poker Veranstaltungen gewonnen hat. Bei den jeweils 5000 gespielten Händen ging die Künstliche Intelligenz gegen beide Profis als Sieger hervor.
In einem zweiten Experiment war die Rollenverteilung anders herum. Hier saßen der KI fünf Profispieler gegenüber. Gespielt wurden 10.000 Hände, und erneut gewann die Künstliche Intelligenz.
Künstliche Intelligenz spielt Poker anders
Noam Brown, der ebenfalls an der Entwicklung der neuen Poker-KI beteiligt war, glaubt, dass sich Profis in Zukunft etwas von den Spielstrategien abgucken könnten, die Pluribus gewählt hat.
„Seine größte Stärke ist die Fähigkeit, gemischte Strategien anzuwenden“, sagt Pokerprofi Darren Elias.
Und Michael Gagliano, ein anderer an dem Experiment beteiligter Profispieler, sagt: „Es gab mehrere Spielzüge, die Menschen einfach überhaupt nicht machen, vor allem in Bezug auf die Höhe ihrer Wetteinsätze.“
Die Forscher haben ihre Ergebnisse zu ihrer neuen Poker-KI in der Fachzeitschrift „Science“ veröffentlicht.