Ist Mittagsschlaf gesund oder ungesund? Forscher haben neue Ergebnisse

Hier hält ein junger Mensch ein Nickerchen am Tage oder einen Mittagsschlaf.
Nickerchen am Tage
[Fotograf: Bernd Settnik, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de]
Robert Züblin – 27.01.2020, 17:54 Uhr

Im Rahmen einer neuen Studie kommen Wissenschaftler zu dem Schluss, dass häufige Tagesnickerchen – etwa als Mittagsschlaf – vor allem nicht gesund sein könnten.

Bislang umstritten, ob der Mittagsschlaf gut ist

Der Ausgangspunkt ihrer Studie ist ein Streit. Denn bislang ist es umstritten, ob Mittagsschlaf beziehungsweise ein Tagesnickerchen gesund ist oder nicht. Allgemein würde ein solches Nickerchen als förderlich für die Gesundheit angesehen. In der Wissenschaft sei man sich darüber jedoch nicht einig.

In einigen Studien kämen Wissenschaftler zu dem Schluss, dass der Mittagsschlaf positive Effekte auf die menschliche Gesundheit habe. Danach könne er zum Beispiel das Immunsystem stärken. Außerdem würde er das Risiko senken, unter Bluthochdruck zu leiden, aber auch das Risiko für eine Stoffwechselerkrankung. Der Mittagsschlaf sei auch gut zur Verbesserung der Aufmerksamkeit, der Lernfähigkeit sowie der psychischen Gesundheit.

Andere Studien hingegen hätten ergeben, dass Mittagsschlaf zur Erhöhung des Risikos führen könnte, an Diabetes mellitus, Bluthochdruck und kardiovaskulären Störungen sowie an Fettleibigkeit zu erkranken. Auch kognitive Beeinträchtigungen könnten die Folge sein.

Warum es zu diesen widersprüchlichen Ergebnissen innerhalb der Wissenschaft kommt, erklären die Forscher der neuen Nickerchen-Studie so: Es sei schwierig, die kausale Beziehung zwischen dem Tagesschlaf und der menschlichen Gesundheit festzustellen. Denn sogenannte Beobachtungsstudien hätten das Problem, dass etwa der Faktor Lebensstil oder der sozioökonomische Status leicht zu Verfälschungen bei der Untersuchung führen könne.

Weitere Forschung zu Tagesnickerchen nötig

Um das Problem der Verfälschung zu lösen, hätten sich die Wissenschaftler der neuen Studie einer anderen Methode bedient, um den Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Tagesnickerchen und gesundheitlichen Problemen herauszufinden.

Mit Hilfe des sogenannten Mendelschen Randomisierungsansatzes (MR) kämen sie zu dem Schluss, dass häufiges Schlafen am Tag vor allem negative Effekte auf die Gesundheit des Menschen haben könnte, schreiben die Forscher in der Studie, die auf der Medizin-Archiv-Webseite “medRxiv” als Vorabdruck veröffentlicht wurde. Die Studie hat noch kein Peer-Review-Verfahren durchlaufen.

Insbesondere würden häufige Tagesnickerchen zu einer Erhöhung des Risikos führen, an einer schweren depressiven Störung zu erkranken, an Fettleibigkeit oder einen hohen Cholesterinspiegel zu haben.

Die Forscher sagen angesichts ihrer Studienergebnisse, dass man mit Gesundheitsempfehlungen in Bezug auf das Schlafen am Tage vorsichtig sein sollte. Insbesondere Personen, die bereits ein erhöhtes Risiko für eine depressive Störung hätten oder für eine Stoffwechselstörung, sollten es vermeiden, häufig während des Tages zu schlafen.

Allerdings sagen die Wissenschaftler auch, ihre Studie deute darauf hin, dass das Schlafen am Tage bei Fettleibigkeit und schwerer depressiver Störung eine Behandlungs- beziehungsweise Präventionsvorgabe sein könne. Es seien jedoch weitere Studien erforderlich, um herauszufinden, welches die besten Strategien in Bezug auf das Schlafen während des Tages seien. Dabei sollte untersucht werden, welche Häufigkeit, welche Dauer und welche Uhrzeit beim Schlafen gesund ist.

Gesundheit