Ist Geruchsverlust bei COVID-19 ein Anzeichen für milderen Verlauf?

Bei einem Patienten wird mit Hilfe eines Computertomografen eine Computertomografie durchgeführt.
Die Computertomografie wird auch zur Diagnose von COVID-19 eingesetzt
[Fotograf: Wolfried Pätzold, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de, Kolorierung: Robert Züblin]

Robert Züblin | 30.04.2020 | 19:21 Uhr

Wissenschaftler kommen in einer Studie zu dem Schluss, der Geruchsverlust bei COVID-19 könnte ein Anzeichen dafür sein, dass die Erkrankung einen milderen Verlauf nimmt.

Ressourcenschonung im Gesundheitssystem

Einleitend schreiben die Forscher in ihrer Studie, die in der Fachzeitschrift „International Forum of Allergy and Rhinology“ veröffentlicht wurde, dass es angesichts von überforderten Gesundheitssystemen notwendig sei, Strategien zu entwickeln, mit denen man frühe COVID-19-Symptome und den Krankheitsverlauf vorhersagen könne, und zwar mit Hilfe von Biomarkern und klinischen Prognosen.

Auf diese Art sollten Patienten mit Markern, die auf einen schweren Verlauf hindeuten würden, als Hoch-Risiko-Patienten eingestuft und genau überwacht werden. Patienten aber, deren Marker auf ein geringeres Risiko hindeuten würden, könnten nach Meinung der Forscher Maßnahmen empfohlen werden, die die Ressourcen des Gesundheitssystems schonen würden. Als eine solche Maßnahme nennen die Wissenschaftler die Selbstbeobachtung unter Quarantänebedingungen.

Geruchsverlust und Geschmacksstörungen

Insgesamt hätten die Forscher die Daten zum Geruchs- und Geschmackssinn von 128 Personen analysiert. Bei denjenigen Patienten, die zur COVID-19-Behandlung ins Krankenhaus eingewiesen worden seien, hätten nur 26,9 Prozent über den vollständigen oder teilweisen Geruchsverlust berichtet. Bei den ambulant behandelten COVID-19-Patienten seien dies 66,7 Prozent gewesen. In Bezug auf Geschmacksstörungen sahen die Prozentsätze ähnlich aus.

„Patienten, die über Geruchsverlust berichteten, wurden im Vergleich zu Patienten ohne Geruchsverlust zehnmal seltener wegen COVID-19 eingewiesen“, sagt einer der Studienautoren, Adam S. DeConde, wobei dieser Wert anhand einer multivariablen logistischen Regressionsanpassung zustande käme, wie es in der Studie heißt.

„Bemerkenswert an den neuen Erkenntnissen ist, dass der Geruchsverlust offenbar ein Vorhersagefaktor dafür ist, dass eine SARS-CoV-2-Infektion nicht so schwerwiegend ist und weniger wahrscheinlich einen Krankenhausaufenthalt erfordert. Wenn eine infizierte Person diesen Geruchssinn verliert, scheint es wahrscheinlicher zu sein, dass sie mildere Symptome verspürt, wenn andere zugrunde liegende Risikofaktoren ausgeschlossen werden können“, sagt Carol Yan, eine der Studienautorinnen.

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