Helfen gute Gene gegen Krebs?

Ein Arzt untersucht eine Biopsie mit einem Mikroskop.
Blick durchs Mikroskop
[Fotograf: Vera Stark (geb. Katscherowski), Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de, Kolorierung: Robert Züblin]
Robert Züblin | 10.11.2020 | 08:52 Uhr

Forscher haben herausgefunden, dass die genetische Veranlagung beziehungsweise der genetische Hintergrund einen Einfluss auf das Krebsrisiko hat.

Krebsrisiko und genetischer Hintergrund

Wie das Max-Planck-Institut für molekulare Genetik berichtet, hätten Forscher herausgefunden, dass der genetische Hintergrund, also Gene, die im gesamten Erbgut verteilt seien, einen Einfluss darauf hätten, wie gut eine Zelle mit einer Tumormutation umgehen könne.

In ihrer Studie, die in der Fachzeitschrift „Cancer Research“ veröffentlicht wurde, hätten die Forscher den krebsanfälligen Labormaus-Inzuchtstamm „Black-6“ mit dem Labormaus-Stamm „PWD“ verglichen und einzelne Chromosomen sowie die Genaktivität bei erkranktem Gewebe untersucht. Dabei hätten sie zahlreiche Genvarianten gefunden, die einen Einfluss auf das Krebsrisiko bei Mäusen hätten. Unter diesen Genen seien auch solche, die unter anderem die Zellteilung und das Zellwachstum beim Menschen kontrollieren.

„Das Genom jedes Menschen besteht aus einer einzigartigen Kombination von vielen Tausend Genvarianten, die unsere individuellen Eigenschaften und Fähigkeiten bestimmen“, sagt Prof. Dr. Bernhard G. Herrmann, einer der Studienautoren. „Wir vermuteten daher, dass Genvarianten auch die unterschiedliche Anfälligkeit für Krankheiten beeinflussen, wie in diesem Fall die Entwicklung von Tumoren als Reaktion auf eine tumortreibende Mutation.“

Werden entartete Zellen abgestoßen?

Die Forscher hätten Mäuse des Black-6-Stammes mit Mäusen des PWD-Stammes gekreuzt, schreibt das Max-Planck-Institut für molekulare Genetik weiter. „Das Genom der PWD-Mäuse war verantwortlich dafür, dass die Mutation im APC-Gen kaum noch Tumore auslöste“, sagt Alexandra L. Farrall, eine der Studienautorinnen.

„Die Genvarianten des PWD-Stamms wirkten sich insbesondere auf die Stammzellen im Darm aus, indem sie die wachstumstreibende Wirkung der APC-Mutation abschwächten“, sagt PD Dr. Markus Morkel, einer der Studienautoren. „Vermutlich führen sie auch dazu, dass entartete Stammzellen schon frühzeitig vom Gewebe abgestoßen werden, sodass ein Adenom erst gar nicht entstehen kann.“

„Wir führen in unserer Studie den Nachweis, dass die genetische Ausstattung eines Individuums selbst starke krebsauslösende Genveränderungen in Schach halten kann und das individuelle Krebsrisiko maßgeblich mitbestimmt“, sagt Herrmann.

„Einzeln haben die vielfältigen genetischen Varianten wahrscheinlich nur geringe Effekte und wurden vermutlich deshalb in Assoziationsstudien beim Menschen bisher nicht entdeckt“, sagt Morkel. „In ihrer Kombination können sie aber zusammenwirken und einen robusten Schutz vor Krebs erzeugen.“

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