Helfen Grenzschließungen gegen die Ausbreitung des Coronavirus?

Schlagbaum an der Grenze mit einem Schild, auf dem steht: Halt! Grenzkontrolle, Ausweispapiere bereit halten!
Schlagbaum an der Grenze
[Fotograf: unbekannt, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de, Kolorierung: Robert Züblin]
Robert Züblin | 18.10.2020 | 18:28 Uhr

Eine Analyse der Reisebeschränkungen und der COVID-19-Sterblichkeitsrate in verschiedenen Ländern legt laut Ruud Koopmans, Direktor am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), den Schluss nahe, dass es ein „fataler Irrtum“ der WHO, der EU und den zuständigen Behörden in Deutschland gewesen ist, anzunehmen, Reisebeschränkungen hätten die Virusausbreitung nicht stoppen können.

Inselstaaten mit geringerer Sterblichkeit

Einleitend schreibt Ruud Koopmans in seiner Studie, die als Discussion Paper des WZB erschienen ist, dass die politische Annahme bis Mitte März 2020 bei WHO, EU und zuständigen Behörden in Deutschland gewesen sei: „Grenzen zu schließen ist naiv, das Virus wird trotzdem kommen.“

„Diese Annahme war ein fataler Irrtum“, sagt Ruud Koopmans. Er fordert daher: „Reisebeschränkungen sollte ein viel größeres Gewicht beigemessen werden. Das gilt für die Eindämmung bevorstehender Wellen der aktuellen Pandemie, aber auch für ähnliche Pandemien in Zukunft.“

In der Studie heißt es, dass Länder, in denen ein stärkerer internationaler Reiseverkehr zu verzeichnen sei, höhere Mortalitätsraten in Bezug auf COVID-19 aufweisen würden. Das Gewicht des internationalen Reiseverkehrs hinge unter anderem von der Zentralität des Flugverkehrsnetzwerkes ab sowie der Höhe der Touristenzahlen. Bei Inselstaaten sei die Sterblichkeit viel geringer, da diese keine Landgrenzen hätten. Denn durch diesen Umstand sei auch der internationale Reiseverkehr geringer.

Quarantäne effizienter?

Ferner würden die Ergebnisse der Studie darauf hindeuten, dass Reisebeschränkung nicht gleich Reisebeschränkung sei. Anstatt globale Einschränkungen vorzunehmen, seien Beschränkungen, die gezielt auf bestimmte Hochrisikoländer gerichtet seien, bevorzugt zu verhängen.

Außerdem würden die Studienergebnisse darauf hindeuten, dass es effizienter sei, zwingend alle Einreisende in Quarantäne zu schicken als Einreisebeschränkungen nur gegenüber bestimmten Personenkreisen zu verhängen.

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