Globale Studie: »Durch Klimawandel steigt der Energiebedarf

Strommasten in der Nähe eines Braunkohle-Kraftwerks.
Strommasten
[Fotograf: Engelbert Reineke, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de]

 

Robert Züblin – 25.06.2019, 17:39 Uhr

Eine Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich der Energiebedarf durch den Klimawandel bis zur Mitte des Jahrhunderts weltweit erhöhen wird – selbst bei nur geringfügiger Erderwärmung.

Mehr Kühlung nötig

Die Wissenschaftler haben verschiedene Szenarien entwickelt. Bei einer starken Erwärmung würde sich der Energiebedarf um 25 bis 58 Prozent weltweit erhöhen. In einem Szenario mit einer mäßigen Erwärmung würde immer noch eine Steigerung um 11 bis 27 Prozent beim Energiebedarf zu erwarten sein.

„Eine bedeutende Art und Weise, wie sich die Gesellschaft an die steigenden Temperaturen des Klimawandels anpassen wird, besteht darin, das Kühlen in den heißen Jahreszeiten zu erhöhen und das Heizen in den kalten Jahreszeiten zu verringern“, erklärt die an der Studie beteiligte Forscherin Enrica De Cian von der Universität Venedig und dem Centro Euro-Mediterraneo per i Cambiamenti Climatici (CMCC). „Änderungen in der Raumklimatisierung wirken sich direkt auf die Energiesysteme aus, da Unternehmen und Haushalte weniger Erdgas, Erdöl und Strom benötigen, um den geringeren Wärmebedarf zu decken, und mehr Strom, um dem höheren Kühlbedarf nachzukommen.“

Die größten Veränderungen in puncto Energiebedarf würden also auf die Notwendigkeit zurückzuführen sein, wegen höherer Temperaturen mehr kühlen zu müssen.

Profitiert Europa vom Klimawandel?

Besonders hart trifft der erhöhte Energiebedarf Menschen, die in Armut leben.

„Je niedriger das Einkommensniveau pro Person, desto größer ist der Anteil des Einkommens, den Familien ausgeben müssen, um sich an einen gegebenen Anstieg des Energiebedarfs anzupassen“, sagt der Hauptautor der Studie, Bas J. van Ruijven, Forscher am Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA). „Einige Szenarien in unserer Studie gehen von einem anhaltenden Bevölkerungswachstum aus, und in diesen Fällen könnten Temperaturerhöhungen bis 2050 eine halbe Milliarde Menschen in den einkommensschwächsten Ländern im Nahen Osten und in Afrika einem Anstieg des Energiebedarfs um 25 % oder mehr aussetzen.“

Das Problem in diesen Regionen sei aber nicht nur die finanzielle Herausforderung für viele Haushalte, sondern auch die unzuverlässige oder nicht vorhandene elektrische Infrastruktur. Ohne Stromversorgung oder nicht ausreichende Elektrizität steige das Risiko, an heißen Tagen von hitzebedingten Krankheiten betroffen zu sein oder sogar zu sterben.

Europa hingegen könnte im Falle einer mäßigen Erderwärmung sogar vom Klimawandel profitieren, da in diesem Szenario von einem Rückgang des Energiebedarfs auszugehen sei. Die Einsparungen beim Heizen würden hier höher liegen als der zusätzliche Energiebedarf für das Kühlen. Selbst bei einer starken Erwärmung sei europaweit betrachtet allenfalls von einem geringen Anstieg des Energiebedarfs auszugehen.

Die neue Studie zum Einfluss des Klimawandels auf den Energiebedarf wurde in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht.

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