Forscher warnen: Junk-Food könnte Lebensmittelallergien auslösen

Currywurst- und Bockwurst-Produktion beim Fleischer.
Currywurst- und Bockwurst-Herstellung
[Foto: Lothar Schaack, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de]

 

Robert Züblin – 08.06.2019, 23:59 Uhr

Forscher haben einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Junk-Food und dem Auftreten von Lebensmittelallergien bei Kindern entdeckt.

»Dramatischer Anstieg bisher ungeklärt

Immer mehr Kinder leiden an Lebensmittelallergien, in manchen Ländern bis zu zehn Prozent. Eine Ursache könnte nun gefunden worden sein: Junk-Food, wozu unter anderem einige stark verarbeitete Lebensmittel zählen. Eine Besonderheit von Junk-Food ist, dass sich hier häufig sogenannte AGEs (advanced glycation end products) in hohen Konzentrationen fänden. Im deutschen Sprachraum nennt man die AGEs auch glykierte Reaktionsprodukte.

„Lebensmittel mit hohem Protein- und Fettgehalt, wie Fleisch, Käse und Eigelb, sind reich an AGEs. Lebensmittel mit hohem Kohlenhydratgehalt haben die niedrigste Menge an AGEs. Darüber hinaus führen erhöhte Kochtemperaturen, wie beim Grillen und Braten, und erhöhte Garzeiten zu erhöhten Mengen an AGE“, heißt es in der Fachzeitschrift „Circulation„.

Forscher der Universität Neapel „Federico II“ hätten nun in einer Studie mit Kindern im Alter von 6-12 Jahren herausgefunden, dass es eine deutliche Beziehung zwischen dem Gehalt von AGEs unter der Haut und dem Verzehr von Junk-Food gibt. Außerdem hätten sie entdeckt, dass bei Kindern mit Lebensmittelallergien der Gehalt an AGEs unter der Haut höher war als bei Kindern mit Atemwegsallergien oder solchen Studienteilnehmern, die gar keine Allergien hatten.

Ferner hätten die Forscher Beweise für den Wirkmechanismus gefunden, durch den AGEs Lebensmittelallergien hervorrufen, berichtet die European Society for Paediatric Gastroenterology Hepatology and Nutrition (ESPGHAN), auf deren 52. Jahrestagung die Studien-Ergebnisse vorgestellt wurden.

Der Studienleiter Professor Roberto Berni Canani sagt:

„Die bisherigen Hypothesen und Modelle zur Lebensmittelallergie erklären deren in den letzten Jahren beobachteten dramatischen Anstieg noch nicht hinreichend – daher könnten ernährungsbezogene AGEs das fehlende Glied sein. Unsere Studie unterstützt diese Hypothese jedenfalls, wir brauchen jetzt jedoch weitere Untersuchungen, um sie zu bestätigen. Wenn sich dieser Zusammenhang bestätigt, wird dies die Notwendigkeit aufzeigen, dass die nationalen Regierungen die Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit verstärken, um den Konsum von Junk-Food bei Kindern einzuschränken“.

Schon jetzt Verbesserungen gefordert

Dass AGEs schlecht für die Gesundheit sind, sei bereits bekannt gewesen. Sie sollen eine Rolle bei der Entwicklung sowie dem Fortschreiten etwa von Diabetes, Atherosklerose sowie neurologischen Erkrankungen spielen. Neu sei, dass ein Zusammenhang zwischen AGEs und Nahrungsmittelallergien hergestellt wurde.

Isabel Proaño, Direktorin für Politik und Kommunikation bei der European Federation of Allergy and Airways Diseases Patients‘ Associations (EFA), sagt:

„Diese neuen Erkenntnisse zeigen, dass es immer noch viele Umwelt- und Ernährungsprobleme gibt, die unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden beeinflussen. Angehörige der Gesundheitsberufe und Patienten verfügen nicht über alle wichtigen Informationen, um sich einer Krankheit zu stellen, die ihre Lebensqualität dramatisch beeinträchtigt, und industrielle Lebensmittelverarbeitung sowie fehlende Kennzeichnungen werden ihnen nicht helfen. Wir fordern die Gesundheitsbehörden auf, eine bessere Prävention und Behandlung von Lebensmittelallergien zu ermöglichen.“

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