E-Zigaretten könnten aus Vitamin-E-Acetat schädliches Keten machen

Ein Arzt zeigt auf ein Roentgenbild von der Lunge.
Lunge auf einem Roentgenbild
[Fotograf: Peter Heinz Junge, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de]
Robert Züblin | 12.03.2020 | 23:59 Uhr

Wissenschaftler haben festgestellt, dass infolge der Pyrolyse von Vitamin-E-Acetat lungenschädliches Keten freigesetzt werden könnte.

Was verursacht die Vaping-Krankheit?

Im Jahr 2019 sind in den USA viele Fälle mit einer Lungenerkrankung aufgetreten, die mit der Nutzung von Vaping-Produkten und nikotinhaltigen E-Zigaretten in Zusammenhang gebracht wurden. Die mysteriöse Lungenerkrankung hat mittlerweile den Namen EVALI, eine Abkürzung, die für „e-cigarette, or vaping, product use associated lung injury“ steht, was auf Deutsch „E-Zigarette, oder Vaping, Produktverwendung im Zusammenhang mit Lungenverletzungen“ heißt.

Schon früh wurde Vitamin-E-Acetat als mögliche Ursache für die Lungenschäden ausgemacht, nachdem dieses in Proben von Marihuana-Produkten entdeckt worden war. Auch in den Lungen von Dampfern, die an EVALI erkrankt waren, hatte man Vitamin-E-Acetat gefunden.

Ketengas möglicherweise schuld an EVALI

Im Rahmen einer neuen Studie, die in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America“ (PNAS) veröffentlicht wurde, haben Wissenschaftler nun herausgefunden, dass das Verdampfen (Vaping) von Vitamin-E-Acetat das Potenzial habe, Ketengas zu erzeugen, das außergewöhnlich schädlich sei. Dieses Ketengas stehe möglicherweise im Zusammenhang mit den Lungenverletzungen, die bei EVALI auftreten. Ketene sind organische Verbindungen, die sehr reaktiv sind.

Das ist aber noch nicht alles, was die Forscher herausgefunden haben. Auch würden bei der Pyrolyse, also dem thermo-chemischen Umwandlungsprozess, von Vitamin-E-Acetat krebserregende Alkene und Benzol entstehen, deren negative medizinische Langzeitwirkungen gut bekannt seien.

„Es ist jedoch zu beachten, dass diese Experimente darauf ausgerichtet waren, die Vaping-Wirkung an einer einzigen Reinsubstanz auf chemisch-molekularer Ebene zu bestimmen. Um die genaue Relevanz dieser Ergebnisse für die direkte Ursache von Lungenschäden zu bestimmen, sind aufgrund der Vielfalt der Vaping-Geräte, Mischungen und ihrer Verwendungsmodalitäten weitere Studien erforderlich“, sagt Professor Donal O’Shea, einer der Studienautoren. „Die hohen Temperaturen, die in Vaping-Vorrichtungen entstehen, können zu unvorhergesehenen chemischen Reaktionen führen. Daher müssen auch andere Komponenten von Vapemischungen, einschließlich Aromen und Zusatzstoffe, untersucht werden, da auch sie beim Erhitzen giftige und krebserregende Substanzen produzieren könnten.“

Die „Washington Post“ hatte aber Anfang September 2019 berichtet, dass die US-amerikanische Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde (Food and Drug Administration, kurz: FDA) kein Vitamin-E-Acetat in nikotinhaltigen Liquids entdeckt hätte. Damit bleibt die Frage, was diejenigen Personen krank gemacht hat, die nur nikotinhaltige Produkte mit E-Zigaretten gedampft haben.

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