Robert Züblin – 27.11.2019, 23:59 Uhr |
Wissenschaftler kommen nach einem Experiment mit Mikrogravitation, also einem Zustand annähernder Schwerelosigkeit, zu dem Schluss, dass Raumfahrer bei ihrer Reise durch das Weltall ein Leaky-Gut-Syndrom (durchlässiger Darm) davon tragen können.
Durchlässiger Darm wegen Schwerelosigkeit
In der Regel nimmt der Mensch Bakterien, Viren und Pilze über die Nahrung auf. Damit diese Mikroorganismen nicht über die Darmschleimhaut in den restlichen Körper gelangen, wird eine natürliche Barriere aus den sogenannten Epithelzellen aufgebaut, die den Darm auskleiden.
Wissenschaftler haben nun im Rahmen einer Studie, die in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht wurde, herausgefunden, dass die Schwerelosigkeit wie sie bei Reisen durch den Weltraum auftritt, die Funktion der Epithelbarriere stören und dadurch zu einem durchlässigen Darm (Leaky-Gut-Syndrom) führen kann.
Leaky-Gut-Syndrom noch bis zu 14 Tage später
In ihrer Studie schreiben die Forscher, bisherige Forschungen würden zeigen, dass die Schwerelosigkeit sich tiefgreifend auf den menschlichen Körper auswirke. Das könnte zu klinischen Symptomen führen. Auch Krankheiten wie eine Gastroenteritis – also eine Magen-Darm-Entzündung – könnten hervorgerufen werden.
„Unsere Studie zeigt zum ersten Mal, dass eine Mikrogravitationsumgebung die Fähigkeit von Epithelzellen abschwächt, den Einflüssen eines Wirkstoffes zu widerstehen, der die Barriereeigenschaften dieser Zellen schwächt“, sagt Professor Declan McCole, einer der Studienautoren. „Wichtig ist, dass dieser defekte Zustand bis zu 14 Tage nach der Entfernung aus der Schwerelosigkeit erhalten blieb.“
Das Problem: Selbst das Vorhandensein eines nur geringfügigen Barrieredefektes könne den Darm für Wirkstoffe empfindlicher machen. Dies wiederum könne dazu führen, dass sich der Defekt in der Epithelbarriere noch verstärke.
Durch den durchlässigen Darm könnten dann Krankheiten wie Morbus Crohn, Zöliakie oder Typ-1-Diabetes verursacht werden.