Demonstranten in Hongkong zahlen aus Angst vor Überwachung mit Bargeld

Jemand hält drei BVG-Fahrscheine vor einem S-Bahn-Zug im Hintergrund hoch.
Klassische Einzelfahrscheine
[Fotograf: Ralph Hirschberger, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de]

 

Robert Züblin – 15.06.2019, 19:15 Uhr

Teilnehmer an einer Demonstration in Hongkong gegen das geplante Gesetz zur Auslieferung von Verdächtigen an China zahlten ihre Fahrkarten mit Bargeld – aus Angst vor staatlichen Verfolgungsmaßnahmen. Das berichtet die Nachrichten-Website „Quartz“.

»Jeder hat eine aufladbare Chipkarte

Vor den Fahrkartenautomaten der Hongkonger U-Bahnstation Admiralty sollen sich am 12. Juni 2019 lange Schlangen gebildet haben. Die Station liegt in einem Gebiet, in dem Proteste gegen das Auslieferungsgesetz stattfanden.

Das Ungewöhnliche an der massenhaften Nutzung der Fahrkartenautomaten und der Bezahlung mit Bargeld sei, dass jeder Einwohner in Hongkong eine aufladbare Chipkarte, eine sogenannte Octopus-Karte, habe, wie es bei „Quartz“ heißt. Im Jahr 2016 sollen laut eines Marktforschungsinstituts 99 Prozent der Hongkonger, die zwischen 15 und 64 Jahre alt waren, eine Octopus-Karte besessen haben. Wer in Hongkong wohne, kaufe daher so gut wie nie Einzelfahrscheine am Automaten, sondern würde seine U-Bahnfahrt mit dieser Chipkarte am Drehkreuz bezahlen.

Angst vor Datenverfolgung

Nachdem im Jahr 2014 in Hongkong Großdemonstrationen für mehr Demokratie und gegen die politische Einmischung von Peking stattfanden, wurden viele Protest-Anführer in Hongkong zu Haftstrafen verurteilt.

So erklärt es sich, dass ein Demonstrant gegen das mittlerweile auf Eis gelegte Auslieferungsgesetz zu „Quartz“ gesagt habe, dass die Protestierenden befürchteten, die Polizei könnte im Falle einer Anklageerhebung die Kartendaten nutzen, um zu beweisen, man habe an der Demonstration teilgenommen. Mit der anonymen Bargeldzahlung am Fahrkartenautomaten sollte diese Datenverfolgung verhindert werden.

Die bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel in Hongkong sonst üblicherweise zum Einsatz kommende Octopus-Karte ist in ihrer Standard-Version zwar anonym. Dennoch hat jede Karte eine Seriennummer, mit der diese identifiziert werden kann. Außerdem ist es möglich, die Octopus-Karte mit einer Kreditkarte zu verknüpfen, wodurch die Nachverfolgung der Karte noch einfacher sei, worauf „Quartz“ hinweist.

Staatliche Massenüberwachung