Coronavirus: Übertragung über importierte Gegenstände möglich?

Ein Arzt untersucht eine Biopsie mit einem Mikroskop.
Mikroskop
[Fotograf: Vera Stark (geb. Katscherowski), Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de, Kolorierung: Robert Züblin]
Robert Züblin – 04.02.2020, 23:59 Uhr

Ist eine Coronavirus-Übertragung durch Pakete aus China oder die Post möglich? Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung sei es jedenfalls unwahrscheinlich, dass es beim neuen Coronavirus zu einer Übertragung durch Gegenstände wie Spielwaren oder Lebensmittel komme, die aus Regionen importiert würden, in denen sich die Krankheit verbreitet habe.

 
 

Übertragungsweg von Coronaviren

Verbraucher, die angesichts des neuen Coronavirus 2019-nCoV verunsichert sind, hätten beim Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nachgefragt, ob man sich mit dem Virus auch über Lebensmittel oder andere importierte Gegenstände anstecken könne, etwa Spielzeug oder Smartphones.

Das BfR habe dies zum Anlass genommen, um die Frage zu beantworten, ob beziehungsweise wann die Möglichkeit besteht, dass es beim Coronavirus zur Übertragung über Gegenstände kommt.

„Aufgrund der bisher ermittelten Übertragungswege und der relativ geringen Umweltstabilität von Coronaviren ist es nach derzeitigem Wissensstand unwahrscheinlich, dass importiere Waren wie importierte Lebensmittel oder Bedarfsgegenstände und Spielwaren, Werkzeuge, Computer, Kleidung oder Schuhe Quelle einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus sein könnten“, schreibt das BfR auf seiner Website.

Allerdings schreibt das BfR auch, dass das Wissen zu den Übertragungswegen des neuen Coronavirus im Moment noch begrenzt sei. Gut bekannt seien jedoch die Übertragungswege von Coronaviren, die mit dem neuen Coronavirus 2019-nCoV eng verwandt seien.

„Verschiedene Arten von Coronaviren lösen beim Menschen typischerweise gewöhnliche Erkältungskrankheiten aus. Darüber hinaus sind in der Vergangenheit andere Coronaviren, wie das SARS- und MERS-Coronavirus aufgetreten, die zu schweren Atemwegserkrankungen geführt haben. Zielorgane von Coronaviren des Menschen sind vor allem die Atemwege. Der wichtigste Übertragungsweg ist eine sogenannte Tröpfchen-Infektion, bei der die Coronaviren von infizierten Menschen oder Tieren über Tröpfchen in die Luft abgegeben und anschließend eingeatmet werden“, erklärt das BfR.

Schmierinfektion bei 2019-nCoV möglich?

Bei verschiedenen Atemwegs-Erregern sei aber auch eine Übertragung über kontaminierte Hände möglich, über die die Erreger an die Nasenschleimhaut oder die Schleimhaut am Auge gelangten – eine sogenannte Schmierinfektion. Dazu schreibt das BfR in Bezug auf Coronaviren:

„Übertragungen über Oberflächen, die kurz zuvor mit Viren kontaminiert wurden, sind allerdings durch Schmierinfektionen denkbar. Aufgrund der relativ geringen Stabilität von Coronaviren in der Umwelt ist dies aber nur in einem kurzen Zeitraum nach der Kontamination wahrscheinlich.“

Es seien aber keine nachgewiesenen Fälle bekannt, in denen sich ein Mensch mit dem neuen Coronavirus über den Konsum von kontaminierten Lebensmitteln oder durch importiertes Spielzeug angesteckt habe. Bei den anderen Coronaviren seien auch keine Fälle bekannt, bei denen sich jemand durch Lebensmittel angesteckt habe oder indem ein Kontakt zu trockenen Oberflächen stattgefunden habe.

Das BfR gibt dennoch einen Sicherheits-Tipp: „Obwohl eine Übertragung des Virus über kontaminierte Lebensmittel oder importierte Produkte unwahrscheinlich ist, sollten beim Umgang mit diesen die allgemeinen Regeln der Hygiene des Alltags wie regelmäßiges Händewaschen und die Hygieneregeln bei der Zubereitung von Lebensmitteln beachtet werden. Da die Viren hitzeempfindlich sind, kann das Infektionsrisiko durch das Erhitzen von Lebensmitteln zusätzlich weiter verringert werden.“

 

Update vom 8.2.2020, 14:46 Uhr:

Am 6. Februar 2020 wurde eine Meta-Studie in der Fachzeitschrift „Journal of Hospital Infection“ veröffentlicht, in der die Forscher zu dem Ergebnis kämen, dass Coronaviren wie etwa das SARS-Coronavirus oder das MERS-Coronavirus bis zu neun Tage auf nicht lebenden Oberflächen überleben könnten. Zu diesen Oberflächen zählten etwa Glas, Kunststoff oder Metall.

In einer Pressemitteilung zu der Studie heißt es aber auch, dass diese Coronaviren im Durchschnitt zwischen vier und fünf Tage überleben würden.

„Niedrige Temperatur und hohe Luftfeuchtigkeit erhöhen ihre Lebensdauer zusätzlich“, sagt Günter Kampf, einer der Studienautoren.

Das BfR kam diesbezüglich am 3. Februar 2020 zu einer ähnlichen Einschätzung:

„Die Stabilität von Coronaviren in der Umwelt hängt von vielen Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Beschaffenheit der Oberfläche sowie vom speziellen Virusstamm und der Virusmenge ab. Im Allgemeinen sind humane Coronaviren nicht besonders stabil auf trockenen Oberflächen. In der Regel erfolgt die Inaktivierung in getrocknetem Zustand innerhalb von Stunden bis wenigen Tagen. Genauere Daten zum neuartigen Coronavirus (2019-nCoV) liegen derzeit jedoch noch nicht vor.“

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