Robert Züblin – 03.05.2019, 23:59 Uhr |
In China wurde ein Musikvideo als Propaganda für das sogenannte Sozialkreditsystem gedreht. Der Videoclip zielt darauf, die Jugend für die neue Überwachungs-Methode zu erwärmen.
Popstars als Leitfiguren
In dem neuesten Propaganda-Musikvideo aus China ginge es um Aufrichtigkeit und Vertrauen, wie die Nachrichtenseite „Abacus“ berichtet. Das sind genau die beiden großen Ziele, die durch das geplante Sozialkreditsystem in China gefördert werden sollen.
Im Reich der Mitte sei es üblich, eine politische Initiative in Liedform zu bewerben, schreibt „Abacus“. Das Musikvideo zum Thema Aufrichtigkeit und Vertrauen ist dreieinhalb Minuten lang. Der Titel lautet: „Stehe zu Deinem Wort“. Fünf Popstars erklärten, was man tun müsse, um einen hohen sozialen Status zu erreichen.
Dabei werden die Sänger in verschiedenen Lebenssituationen gezeigt: beim Lesen in der Bibliothek, beim Einkauf in einem unbemannten Selbstbedienungsladen, beim Vertragsabschluss unter Geschäftsleuten und beim Bike Sharing. „Stehe zu Deinem Wort, sei ein vertrauenswürdiger Jugendlicher“, soll eine der Lied-Zeilen lauten. Auf einem Schild, das auf einem Tisch in der Bibliotheksszene steht, wird das Motto ebenfalls in Erinnerung gerufen: „Ehrlichkeit und Vertrauen“.
Einführung des Sozialkredits im Jahr 2020
Um Aufrichtigkeit und Vertrauen in der chinesischen Gesellschaft zu fördern, sollen die Bürger für gutes Verhalten belohnt und schlechtes bestraft werden. Neben der Beurteilung der finanziellen Kreditwürdigkeit geht es auch um die Bewertung von alltäglichen Verhaltensweisen. Das Sozialkreditsystem wird bereits testweise genutzt; die landesweite Einführung ist für 2020 geplant.
Bürger mit einer schlechten Kreditwürdigkeit laufen schon heute Gefahr, den Zugang zu Flugzeugen und Hochgeschwindigkeits-Zügen zu verlieren. Außerdem werden Schuldner durch die Veröffentlichung ihrer Porträt-Fotos an den Pranger gestellt oder im Rahmen einer Schulden-App auf Umgebungskarten angezeigt.
Laut „Abacus“ soll das Propaganda-Musikvideo von der staatlichen Zeitung „China Youth Daily“ sowie dem Streaming-Dienst Kugou Music unter der Leitung der Kommunistischen Jugendliga produziert worden sein.