China: Null-Covid-Strategie ist ideologisch bestimmt nicht medizinisch

Als Ausdruck der Ideologie des Marxismus wurde das Karl Marx-Denkmal in Chemnitz erbaut.
Karl Marx-Denkmal als Ausdruck der marxistischen Ideologie
[Fotograf: Wolfgang Thieme, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de, Kolorierung: Robert Züblin]
Robert Züblin | 02.05.2022 | 19:10 Uhr

Viele stellen sich die Frage: China null Covid warum? Das Onlinemagazin „Bitter Winter“ hat die Antwort. Danach hält China nicht aus medizinischen Gründen an der Null-Covid-Strategie (auch Zero-Covid-Strategie genannt) fest, sondern aus ideologischen – Null-Covid folge aus dem egalitären Ansatz des Marxismus, wonach alle Menschen gleich vor Corona zu schützen seien.

Marxismus für Zero-Covid verantwortlich

In dem kürzlich erschienenen Artikel im Onlinemagazin „Bitter Winter“ wird erklärt, dass die chinesische Regierung aus Gründen der Ideologie des Marxismus an der Null-Covid-Strategie festhält. Medizinische Gründe seien eher nicht der Haupttreiber der Zero-Covid-Strategie Pekings. Festgemacht wird diese Interpretation an einem Artikel des Direktors der Nationalen Gesundheitskommission in China, Ma Xiaowei, der in der Zeitung „Study Times“ veröffentlicht wurde, die von der zentralen Parteischule der Kommunistischen Partei Chinas herausgegeben wird. Die Nationale Gesundheitskommission der Volksrepublik China ist die oberste Gesundheitsbehörde in Sachen COVID-19, vergleichbar einem Ministerium.

In seinem Artikel würde Ma Xiaowei hervorheben, dass das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas mit seinem Generalsekretär Staatspräsident Xi Jinping an der Spitze verantwortlich für die COVID-19-Strategie in China sei und nicht Ärzte oder Gesundheitsbehörden. Es würden zwar Ärzte bei den Entscheidungen hinzugezogen werden und auch die wissenschaftlichen Ressourcen in China genutzt werden, aber schlussendlich würden die Entscheidungen des Zentralkomitees auf Grund des „ideologischen Verständnisses“ eines „ideologischen Problems“ getroffen werden. Denn, so der Autor des „Bitter Winter“-Artikels, alle Probleme einer marxistischen Partei seien in erster Linie ideologisch gelagert.

Aus der Perspektive der Ideologie des Marxismus betrachtet sei die Zero-Covid-Strategie deswegen die richtige Strategie, weil nach Marx die Kapitalisten aus der westlichen Welt bei der Bekämpfung von Epidemien zuerst die Bourgeoisie geschützt hätten, teilweise auch nur die Bourgeoisie. Kommunisten hingegen würden die Angehörigen des Proletariats genauso wie die Bourgeoisie schützen beziehungsweise sogar noch besser. Die Ideologen der Kommunistischen Partei Chinas hätten den westlichen Ansatz der „Koexistenz mit dem Virus“ wegen seiner Klassenorientierung kritisiert. Denn wer einen solchen Ansatz der „Koexistenz mit dem Virus“ verfolge, würde der Bourgeoisie bessere Chancen einräumen, die Krise ohne Schäden zu überstehen, als den Proletariern, da die Bourgeoise einen besseren Zugang zum Gesundheitssystem hätte.

Dem egalitären Ansatz des Marxismus, wonach alle Menschen den gleichen Schutz vor Corona verdienen würden, wäre daher nur mit einer Null-Covid-Strategie beizukommen. Da die Zero-Covid-Strategie also von der marxistischen Ideologie abgeleitet sei, würde es schwierig sein, von dieser Strategie abzurücken, selbst wenn sie unhaltbar werde.

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Epidemien seien Produkt des Kapitalismus

Und noch ein zweiter Ansatz der chinesischen Regierung lasse sich durch die Ideologie des Marxismus erklären, und zwar die Behauptung der chinesischen Regierung, dass das neuartige Coronavirus aus den USA oder Europa käme. Denn laut Marx seien Epidemien ein Produkt des Kapitalismus. Diese marxsche Annahme erklärt sich unter anderem dadurch, da die Gründe etwa für die vielen Todesfälle durch den ersten Ausbruch der Cholera in England im Jahr 1831 auch bei der nächsten Cholera-Pandemie im Jahr 1848 noch nicht beseitigt waren, wie zum Beispiel die beengten und unhygienischen Lebensbedingungen der armen Bevölkerung.

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