Brustimplantate gefährlich? Führen bestimmte Silikone zum Zelltod?

Mehrere Personen in einem Operationssaal im Krankenhaus.
Eine Operation in einem Krankenhaus
[Fotograf: Vera Katscherowski (verehel. Stark), Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de, Kolorierung: Robert Züblin]

Robert Züblin | 14.06.2020 | 20:49 Uhr

Wissenschaftler haben beobachtet, dass bestimmte Silikone in bestimmten kultivierten Zellen Prozesse aktivieren können, die zum Zelltod führen könnten.

Problem: Gelblutungen und Rupturen

Einleitend schreiben die Forscher in ihrer Studie, die in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht wurde, dass Frauen mit Brustimplantaten, die mit Silikongel gefüllt sind, bestimmten Silikonen ausgesetzt sein könnten, wenn es zu sogenannten „Gelblutungen“ oder Implantatrupturen kommen würde. Konkret könnte es dabei zur Belastung des Körpers mit Organosiliziumverbindungen, insbesondere Methylsiloxanen, kommen. Ursprünglich sei man davon ausgegangen, dass diese Silikone reaktionsträge (inert) seien. Die Studienautoren sagen aber, immer mehr Beweise würden darauf hindeuten, dass von diesen Silikonen ernsthafte Gesundheitsprobleme ausgehen würden.

Im Rahmen ihrer Studie hätten die Forscher untersucht, welche Wirkung Mikrotröpfchen der Methylcyclosiloxane, vor allem von Octamethylcyclotetrasiloxan (D4), auf die Funktionsfähigkeit kultivierter Zellen des Menschen hätten.

Beitrag zum programmierten Zelltod?

Die Belastung der untersuchten Zellen mit D4 hätte zu morphologischen Veränderungen bei den Zellen geführt. Bei bestimmten Zellen sei es unter anderem zu einer Fragmentierung der DNA gekommen und zu Veränderungen bei der Durchlässigkeit der Plasmamembran. Außerdem seien bei bestimmten Zellen Caspasen aktiviert worden. Caspasen sind Enzyme, die für den programmierten Zelltod (Apoptose) wichtig sind.

„Wir beobachteten Ähnlichkeiten mit molekularen Prozessen im Zusammenhang mit dem programmierten Zelltod, einem natürlichen Prozess namens Apoptose, der eine wichtige Funktion bei der Beseitigung von Zellen in unserem Körper hat. Dieser Effekt schien von der Dosis des Silikons und der Größe der Silikonmoleküle abzuhängen. Je kleiner das Molekül, desto stärker die Wirkung“, sagt Professor Ger Pruijn, einer der Studienautoren. „Wir haben beobachtet, dass Silikone molekulare Veränderungen in den Zellen auslösen, aber wir wissen noch nicht, ob diese Veränderungen beispielsweise zu einer Autoimmunreaktion führen könnten, was zum Teil die negativen Nebenwirkungen von Implantaten erklären könnte“, sagt Pruijn.

Die Forscher kämen zu dem Schluss, dass Octamethylcyclotetrasiloxan (D4) und in geringerem Maße auch Decamethylcyclopentasiloxan (D5) je nach Zelltyp Prozesse aktivieren könnten, die zum Zelltod führen könnten. Das wiederum könnte darauf schließen lassen, dass dadurch ein Beitrag zur Entwicklung einer Brustimplantaterkrankung geleistet würde.

Professor Pruijn warnt aber: „Es ist Vorsicht geboten, aus diesen Erkenntnissen Schlussfolgerungen zu ziehen, da wir in unserer Forschung kultivierte Zellen verwendet haben und keine spezifischen menschlichen Zellen wie Hirn- oder Muskelzellen. Weitere Forschung ist erforderlich, um mehr Klarheit zu erhalten.“

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