Asthma durch mehrere Alltagsprodukte? Forscher fordern Warnungen

Ein Arzt untersucht eine Biopsie mit einem Mikroskop.
Asthma-Symptome stehen auch in Verbindung mit dem Stoff Limonen
[Fotograf: Vera Stark (geb. Katscherowski), Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de, Kolorierung: Robert Züblin]
Robert Züblin | 18.07.2021 | 11:51 Uhr

Forscher haben festgestellt, dass die Verwendung von bestimmten Alltagsprodukten mit einem vermehrten Auftreten von Asthma-Symptomen in Verbindung gebracht werden könne, und fordern von Industrie und Politik, dass auf diesen Produkten Warnungen zur Gesundheitsgefahr und produktspezifische Hinweise zur Innenraum-Belüftung bei Verwendung der betroffenen Produkte angebracht werden.

Aromatische & aliphatische Verbindungen

Die Forscher kommen nach der Untersuchung von 12 Studien zu flüchtigen organischen Verbindungen (VOCs, Abkürzung für „volatile organic compounds“) zu dem Schluss, dass aromatische und aliphatische Verbindungen, sofern sie in der häuslichen Umgebung vorkommen würden, ein erhöhtes Asthmarisiko bei Personen im Erwachsenenalter bedeuten. Zu den aliphatischen Verbindungen zählt zum Beispiel der Stoff Limonen (Englisch: limonene), den man in einer Vielzahl von Alltagsprodukten findet, wie etwa Shampoos, Reinigungsmitteln und Lufterfrischern. In einer Studie, die im Jahr 2019 in der Fachzeitschrift „Environmental Pollution“ veröffentlicht wurde, kamen Wissenschaftler zu dem Schluss, dass Asthma-Symptome (Keuchen) um 17 Prozent zugenommen hätten, wenn sich die Belastung der Luft mit Limonen um 100 Prozent erhöhte.

Die Forscher der aktuellen Asthma-Studie weisen darauf hin, dass auch Personen ohne eine existierende Asthma-Diagnose oder Atemwegserkrankung Asthma-Symptome wie Keuchen und Kurzatmigkeit zeigen könnten, wenn sie VOCs – insbesondere in hoher Konzentration – ausgesetzt seien.

Allerdings schränken die Forscher ein, dass das Risiko, dass sich Asthma entwickelt beziehungsweise sich ein bestehendes Asthma verschlimmert, von einer komplexen Interaktion von verschiedenen Umweltexpositionen abhinge. Zu den Umweltfaktoren, die bei Asthma eine Rolle spielen könnten, zählten unter anderem undichte Stellen in der Bausubstanz, Heizungs- und Lüftungsmuster, Tabakrauch in der Wohnung und die Auswahl sowie die Verwendung von Reinigungsmitteln. Es gebe aber auch eine Studie, die Holz- und Küchenfarbe in Verbindung mit einem erhöhten Risiko für Asthma-Symptome gebracht hätte.

Cheryl Paterson, eine der Studienautorinnen, sagt: „Unsere Ergebnisse sind besorgniserregend, weil wir zu Hause oft mehrere Produkte verwenden und sich die Menschen der Gefahren nicht bewusst sind. Die Ergebnisse zeigen zum Beispiel, dass das Asthmarisiko bei Menschen, die fünf VOCs ausgesetzt sind, um 40 Prozent ansteigt, während eine andere Studie ergab, dass auch Menschen ohne Asthma ein Risiko für Keuchanfälle haben, insbesondere wenn sie Produkten ausgesetzt sind, die Benzol enthalten, eine gängige Chemikalie, die zur Herstellung anderer Industriechemikalien und als Lösungsmittel in vielen Alltagsprodukten verwendet wird.“

Gesundheits- und Lüftungshinweise

Eine weitere Studienautorin, Professor Karyn Morrissey, sagt: „Da die Menschen immer mehr Zeit in Innenräumen verbringen, ist unsere Forschung besonders wichtig, damit neue öffentliche Gesundheitsstrategien zur Verringerung von Asthma entwickelt werden können. Um das Bewusstsein für die potenziellen Gesundheitsrisiken zu schärfen, müssen Industrie und Politik explizitere Gesundheitswarnungen auf Produktetiketten einführen. Dazu gehören auch bessere Gesundheitshinweise und Ratschläge zur Verwendung und Lagerung von Chemikalien im Haushalt, einschließlich der richtigen Belüftung während des Gebrauchs.“

Die Studie „Indoor PM2.5, VOCs and asthma outcomes: A systematic review in adults and their home environments“ (auf Deutsch: „PM2,5 in Innenräumen, VOCs und asthmatische Folgen: Eine systematische Überprüfung bei Erwachsenen und ihrer häuslichen Umgebung“) wurde in der Fachzeitschrift „Environmental Research“ veröffentlicht.

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