Antibiotikaresistenz bei Bakterium hat sich in 20 Jahren verdoppelt

Mit optischem Hilfsmittel werden Bakterien in einer Petrischale untersucht.
Hier werden Bakterien-Keime gezählt
[Fotograf: Blunck, Quelle: Bundesarchiv/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de, Kolorierung: Robert Züblin]

 

Robert Züblin – 21.10.2019, 23:12 Uhr

Eine Studie hat ergeben, dass sich die Antibiotikaresistenz in Bezug auf ein schädliches Magen-Bakterium innerhalb von 20 Jahren verdoppelt hat.

Antibiotikaresistenz bei H. pylori

Die neuen Forschungen zur Antibiotikaresistenz wurden auf der Gastroenterologie-Konferenz „UEG Week“ in Barcelona vorgestellt.

Danach sei im Rahmen einer Studie die Resistenz des Bakteriums Helicobacter pylori (H. pylori) gegen das Antibiotikum Clarithromycin untersucht worden, eines der am häufigsten verwendeten Antibiotika bei diesen Bakterien. H.-pylori-Infektionen sollen im Zusammenhang mit Magengeschwüren, Magenkrebs und Lymphomen stehen. Lag die Antibiotikaresistenz der H.-pylori-Bakterien im Falle von Clarithromycin im Jahr 1998 bei 9,9 Prozent, so stieg sie bis 2018 in den 18 untersuchten europäischen Ländern auf 21,6 Prozent an.

Auch bei den Antibiotika Levofloxacin und Metronidazol sei eine Steigerung der Resistenz zu beobachten gewesen.

Professor Francis Megraud, einer der beteiligten Forscher, sagt: „Die Infektion mit H. pylori ist bereits eine komplexe Erkrankung, die eine Kombination von Medikamenten erfordert. Angesichts der Resistenzen gegen häufig verwendete Antibiotika wie Clarithromycin, die mit einer alarmierenden Rate von fast 1 % pro Jahr zunehmen, werden die Behandlungsmöglichkeiten in Bezug auf H. pylori zunehmend eingeschränkt und ineffektiv, wenn neue Behandlungsstrategien unerschlossen bleiben. Die verminderte Wirksamkeit der derzeitigen Therapien könnte die hohen Erkrankungsraten in Bezug auf Magenkrebs und andere Erkrankungen wie dem Magengeschwür aufrechterhalten, wenn die Arzneimittelresistenz in diesem Tempo weiter zunimmt.“

Antibiotika werden zu häufig eingesetzt

Antibiotika sind eigentlich dazu gedacht, Bakterien zu töten oder zumindest ihre Zunahme zu stoppen, wie es auf der Website des Gastroenterologie-Verbandes UEG (United European Gastroenterology) heißt. Von einer Antibiotikaresistenz spreche man, wenn Bakterien sich dahingehend entwickeln würden, eine Behandlung mit Antibiotika überleben zu können.

Die Antibiotikaresistenz-Studie habe im Übrigen regionale Unterschiede entdeckt. So habe die primäre Clarithromycinresistenz in Bezug auf H. pylori in Süditalien mit 36,9 Prozent am höchsten gelegen, gefolgt von Kroatien mit 34,6 Prozent und Griechenland mit 30 Prozent.

Diese Ergebnisse würden sich mit Berichten decken, wonach Italien und Griechenland bis 2050 in der EU am meisten Todesfälle wegen Antibiotikaresistenzen zu beklagen haben werden. Eine Erklärung für die höheren Raten bei der Antibiotikaresistenz in diesen Ländern sei, dass Antibiotika dort zu häufig eingesetzt würden, etwa bei Erkältung und Grippe. Außerdem fehle die institutionelle Unterstützung, um Antibiotikaresistenzen strategisch einzudämmen.

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